164 Erſter Theil. Drittes Buh. Die Folter oder Tortur.
Foltergrade illuſoriſh ſeien. Den unterſten Grad, ſagte er, verſtehen die
Henker mit liſtiger Grauſamkeit dur< verſchiedene Zuthaten in einen
höheren zu verwandeln; endlich beim höchſten und lebten Grade pflegen
fie eine folde Peinigung ohne Ende, ohne Maaß zu erfinden und anzu-
wenden, daß es zweifelhaft bleibt, ob jelbjt der Teufel im Stande wäre,
ſolches zu erfinden !).
Eine Probe derartiger teufliſhen Graufamkeit hat Johann Reiche
mitgetheilt, welhe ohne Schauder niht geleſen werden kann.
Aus N. N. Eheweibs unterthäniger Supplication sub dato
4. Juli 1631.
1. Der Scharfrichter habe ihr die Hände gebunden, und au< auf
die Leiter gezogen, angefangen ſie zu ſ{hrauben, und auf alle Punkta alſo
geihraubet, daß ihr das Herz im Leibe zerbrehen mögen, und ſei keine
Barmherzigkeit da geweſen.
9. Und ob fie gleih bei ſolher Marter nichts bekennet, habe man
doh ohne re<htli<he Erkenntniß die Tortur wiederholet, und der Scharf-
richter ihr, da fie do ſ{<hwangeren Leibes geweſen (wie ſi< in Rei-
nigung des Gefängniſſes gefunden haben) die Hände gebunden, ihr die
Haare abgeſchnitten und auf die Léiter geſezet, Branntwein auf den
Kopf gegoſſen und. die Kolbe folgends wollen abbrennen.
3. Jhr Schwefel - Federn unter die Arme und an den Hals
gebrannt.
4. Sie hinten hinaufwärts mit den Händen an die Dede ge-
zogen.
5, Welches inauf- und niederziehen vier ganzer Stunden gewäret,
bis ſie zum Morgenbrode gegangen.
6, Als ſie wiedergekommen, der Meiſter ſie mit den Händen und
Füßen auffn Rüden zujammen gebunden.
7. Ihr Branntwein auffn Rüden gegoffen und angezündet,
8. Darnad) eben viel Gewichte ihr auffn Rüden gelegt, und in die
Höhe gezogen.
9, Nah dieſen ſie wieder auff die Leiter geleget.
10. Jhr ein ungehöffelt Bret mit Stracheln unter den Rü>en ge-
Ieget, und mit den Händen bis an die Dede auffgezogen.
11. Ferner hat der Meiſter ihr die Füße zuſammen gebunden eine
Klaffter Stüge, 50 Pfund wichtig, unten an die Füße niederwarts ge-
hangen , daß ſie anders niht gemeynet , ſie würde bleiben und das Herz
erftiden,
12. Bei dieſen iſt es niht blieben, ſondern der Meiſter ihr die
1) Jm Cap. IV Nr. 10 u. 11 gibt Boden eine Beſchreibung der gewöhnlichen
Tormenten bei der Folterung, welche greuli< ſind.
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