Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Zweites Kapitel, Stellung des Proteſtanti8mus zur Folter. 165 
Füße wieder auffgemaht, und die Beine geſhraubet, daß ihr das Blut 
zu den Zehen herausgegangen. 
13. Bei diefen ift es auh nicht geblieben, ſondern fie iſt zum an- 
dernmal auff alle Punkte wieder geſhraubet worden. 
14, Der von dreyßig A>er habe die dritte Marter mit ihr an- 
fangen müſſen, welcher fie erftlih auff die Bank geſeyet , als ſie das 
Hembde angezogen , er zu ihr geſaget , ich nehme dich nit an, auf ein 
oder zweyen, auf drey, auh niht auf aht Tage, auff vier Wochen, auf 
ein halb oder ganz Jahr, fo lange du Iebeft, ſo lange du es doh nicht 
getreiben kannſt und wenn du meyneſt, daß du nicht bekennen willſt, 
daß du ſolleſt zu tode gemartert werden, ſo ſollſt du doh zu todt ver- 
brannt werden. 
15. Hat ſie ſein Aydam mit den Händen auffgezogen, daß ſie 
niht aufzieben können. 
16. Und der von dreyßig A>er mit den Karpatſchen um die Len- 
den gehauen. 
17. Darnad) ſie in den Schraubſto> geſeht , darin ſie ſehs Stun- 
den geſeſſen, und 
18. mit der Karpatſche jämmerlih zerhauen worden. Bei dieſem 
iſt es den erſten Tag verblieben. 
19. Den anderen Tag, als ſie wieder gekommen, iſ die vierte 
Marter mit ihr fürgenommen worden und fie auf etlihe Punkta ge- 
\hraubet und ſe<s Stunden drin geſeſſen. 
Unter den Hanſeſtädten hat Lübe> ſi< in Bezug auf den Gebraud) 
der Folter dur) Mäßigung ausgezeichnet, während, wie {hon bemerkt, 
Hamburg darin ſi einen traurigen Ruhm erworben hat. Die ehemalige 
freie Reichsſtadt Frankfurt iſ nicht ganz von Hexenproceſſen verſchont 
geblieben !). Die Tortur kam aud hier in verſchiedenen Graden zur 
Anwendung. 
Der öfters citirte Paſtor S<hwager, welcher ſo energiſh gegen die 
Bulle Jnnocenz VIII. zu Felde zog, und Sprenger und Jnſtitor mit 
„mörderiſchen Schandbuben“ brandmarkte, hat troß aller Gräuelthaten 
und Zuftizmorde noh 1784 für die Fortdauer der Toriur plaidirt. Er 
\hreibt nämlich?) : „Die Folter abſchaffen und doh das eigene Geſtänd- 
1) Mittheilungen des Frankfurter Vereins für Geſchichte und Alterthums- 
kunde. Band VI, 1, 1881. S, 67—78, die Folter und Hexen zu Frankfurt 
von Dr. Grotefend. 
2) Verſuch einer Geſchichte der Hexenproceſſe von J. N. Schwager, Paſtor 
zu Joellenbe> in der Grafſchaft Ravensburg. Berlin, 1784. Das Werk iſt Jo- 
ſeph IL, gewidmet, deſſen Mutter Maria Thereſia bereits die Folter abgeſchafft 
hatte, 
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