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Exſtes Buch.
Kampf der Kirche gegen den heidniſhen Zauber-
Erſtes Kapitel.
Der Zauberglaube im Heidenthum.
I.
Der heil. Paulus ſchildert im erſten Kapitel des Nömerbriefes den
traurigen Geiſteszuſtand der Menſchen vor der Geburt Chriſti. Zu der
Verirrung des Verſtandes, welcher verfinſtert war, ſo daß er den Schöpfer
niht mehr kannte, geſellte ſi< eine unglaubliche Verirrung des Herzens,
welche fi) in der Entfeſſelung ſelbſt der ſcheußlihſten Leidenſchaften kund
gab. So kam es, daß die Menſchen niht blos „die Finſterniß mehr
liebten als das Licht“, ſondern „das Licht haßten und niht an das
Licht kamen, weil ihre Werke böſe waren.“ oh. III, 10. Dieſe voll=
ſtändige Verirrung des Verſtandes bezeichnen wir mit dem Ausdrude
Aberglauben im weiteſten Sinne. Jn ihm iſt ſowohl Abgötterei, als
aud) Zauberei oder Magie, Wahrſagerei u. |. w. einbegriffen, welche als
Sünden gegen das erſte Gebot Gottes in unſeren Katehismen aufgezählt
werden.
Wie der Unglaube eine Sünde iſt per defectum, ſo iſt der Aber-
glaube eine Sünde per excessum. ft des Menjchengefchlechtes Ur-
ſprung in Aſien zu finden, ſo iſt au< Aſien die Wiege der Magie und
Wahrſagerei. »Magi ob oriente venerunt.« Matth. II, 1. „Da
famen Magier aus dem Morgenlande nad) Jeruſalem.“ Dieſer Sah iſt
zunähft nur im geographiſchen Sinne von der Reijerihtung zu der
ſtehen, läßt fi aber au) auf den Urſprung der Magie anwenden.
Die älteſte Heimath der Magie iſt das Chaldäa der Babylonier !). Hier
finden wir den Cultus des Bel und der Melitta, d. h. der Sonne und
des Mondes, den Sabäizmus oder Sterndienft. Dieſer tritt bald als
Aſtrologie, bald als Jdolatrie auf. Sterndeuterei , Traumdeuterei , Na-
1) Rostoff 1. 91.