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Erſtes Kapitel. Der Zauberglaube im Heidenthum. 185
als Pflicht anſieht, will der Diener der Zenvavefta fein Leben vielmehr
erhalten. Nah Zoroaſter hat Ahriman alle böſen Thiere erſchaffen, alle
leiblichen Uebel kommen von ihm. Deshalb muß man gegen Uebel und
Natur und gegen fich felbft kämpfen, alsdann hält man es mit Ormuzd.
Es wird ſi< Später zeigen, welchen Einfluß dieſe Lehre auf die SKebereien
des Mittelalters ausgeübt hat.
Nath den Berichten von Forſchern, Reiſenden und Miſſionären iſt
der Zauberglaube und Aberglaube heute noh herrſchend bei Perſern,
Indern, Mongolen, Chineſen 2c. Wenn man jenen glauben darf, fehlt
es auh niht an dämoniſchen Erſcheinungen, an Beſeſſenheit u. dergl.
Die überraſchendſten Berichte vernehmen wir aus dem zuleßt erſchloſſenen
afrikaniſhen Continente. Die Araber, obglei<h Muhamedaner wie die
Beduinen , die Neger, die Kaffern und Hottentotten huldigen einem alles
beherrſhenden Zauberwahne. Jedes ſ{hädlihe oder ungewöhnliche Ereig-
niß ſhreibt man der Macht des Zauberers zu. So fchreibt z. B. Stan-
ley!): „Die Waſegehu ſind wohl die blindeſten Anhänger der Zauberei;
dennoch fahren die Jünger dieſer Kunſt bei ihnen ſehr ſhle<t. Häufig
fieht man Achenhaufen auf dem Wege und Sleidungsftüde an Baum
zeigen darüber jehmeben. Diejes bezeichnet da3 Schidjal der un«
glüdlihen „Waganku“. (Medicinmänner.) „Mir jagte man nad, erzählt
Stanley weiter, daß ic) im Stande ſei, Regen zu machen, alle Brunnen
zu vergiften, alle Krieger Mirambos mit einem Arzneipräparate zu töbten.
Die zu üblen Zwe>en angewendete Zauberkunſt wird mit dem Tode
beſtraft 2).“ Nach Klunzingex 3) herrſcht der Zauberglaube heute noch bei
den Moslimen. Man glaubt no< an Verwandlung der Menſchen in
Eſel und Affen in Nascab. Aus Süd-Afrika berichtet Dr. Holub I,
419: „Die böſen Zauberer trahten auch die Ernte zu ſhädigen. Die
Betichuanas behaupten, daß die Nolois (böſe Zauberer) Leichen ausgra-
ben, um ihnen gewiſſe Körpertheile zu entnehmen , auh daß fie Neuge-
borene tödten, um aus Körpertheilen derſelben Zaubermittel zu bereiten ;
die \hädlihſten Mittel gewinnen die Nolois aus Thieren , die allgemein
gefürchtet ſind und nur {wer in die Hand der Menſchen gelangen,
3. B. Boa, Krokodil.“ Dasſelbe erzählt Holub vom Könige Sepopo im
Barotſe-Reiche, welhen er 1876 beſuchte, daß dieſer einen jungen
Knaben einfangen und ihm ſämmtliche Finger und Zehen abſchneiden
ließ, um daraus ein fräftiges Zaubermittel zu bereiten. Den ſo vers
ſtümmelten Knaben ließ er dann im Zambeſi erſäufen.
1) Wie i< Livingſton fand. pag. 235.
2) Daſelbſt T. II. S. 167.
3) Bilder aus Oberägypten. Stuttgart 1878.