196 Zweiter Theil. Erſtes Buch. Kampf d. Kirche geg. d. heidn. Zauberwahn.
zeigte fi) num gerade darin, daß der Menſch ſi jezt Götter {huf „na
feinem Bilde und Gleihnig“. Dieſes hat der Heilige Paulus jo
meiſterhaft geſchildert mit den Worten: „Sie vertauſchten die Herrlichkeit
des unvergänglichen Gottes mit dem Gleichniſſe und Bilde des vergäng-
lihen Menſchen, au<h der Vögel und der vierfüßigen und kriehenden
Thiere.“ Dieſer heidniſhe Polytheismus iſ die denkbar höchſte und
umfaſſendſte Verwirklihung des Aberglaubens. Als nächſte Folge
dieſer geiſtigen Verirrung ergab ſi die ebenſo beklagenswerthe moraliſche
Verirrung. „Darum überließ fie Gott den Gelüften ihres Herzens, den
ichändlihen Gelüften, und wie ſie die Erkenntniß Gottes verwarfen, ſo
überließ ſie Gott dem verwerflichen Sinne, zu thun, was fi) nicht ziemt.
Sie wurden voll jeglicher Ungerechtigkeit, Bosheit, erfinderiſh im Böſen !).“
So entſtand die Vielgötterei und die Jdololatrie als Produkt des Abfalls
der Menſchen von dem einen und wahren Gotte in Verbindung mit einer
grauenvollen Jmmoralität ?). Sie widmeten ihren falſchen Göttern jenen
Kultus, der nur dem wahren Gotte allein gebührt : Anbetung und Opfer.
Satan, welcher Urheber des Abfalls von Gott war, ift aud) eben des-
halb der Urheber der Vielgötterei und des Göbendienftes, daher jhon
Davids Ausſpru<h: „Alle Götter der Heiden find Dämonen ?).”
Al3 das Chriſtenthum nun auf der Weltbühne erſchien, mußte es
den Kampf mit dem heidniſhen Aberglauben in ſeiner dreifachen
Geſtalt aufnehmen. Es mußte den heidniſchen Opferkultus, die Magie,
die Orakel und alle Arten der Divination bekämpfen, reſpective verbieten.
Die Theilnahme am heidniſchen Opferkultus wurde dur<h den heil.
Paulus ſtrengſtens verboten). „Jhr könnt niht Antheil haben am
Tiſche des Herrn und am Tiſche der Teufel.“ Derſelbe Apoſtel, wie in
der Apoſtelgeſchihhte berichtet wird), bekämpfte den heidniſchen Aber-
glauben zu Epheſus, woſelbſt jüdiſche Teufelsbeſhwörer herumzogen und
im Namen Jeſu Beſeſſene befreien wollten. Anſtatt deſſen wurden zwei
derſelben von den Beſeſſenen überwunden und jehredlich zugerichtet.
„Viele aber von denen, wel<he vorwißigen Dingen nachhingen, brachten
die Zauberbücher zuſammen und verbrannten fie vor aller Augen; man
1) Römer 1, 23—30.
2) Simar, ©. 32,
3) Bil. 95, 5. »Omnes dii gentium daemonia.« Die Väter lehren faſt
ausnahmlos, die Entſtehung der Abgötterei ſei ein Werk Satans. So Juſtin,
Minutius Felix, „Octavius“. Cf. Möhler, Patrologie S. 74, 241, 794, 804
u. 923.
4) 1 Cor. 10, 20, 21. Vgl. Kapitel 8, 1—6.
5) Apoſtelgeſch. 19, 18—20.