Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
8 Erſter Theil. Erſtes Buh. Die Herenprocefie in proteſtantiſchen Territorien. 
Dämon war kein Geiſt eines Verſtorbenen, ſondern der oberſte Engel der 
Zauberer. Um zwei Uhr ſ{hwand der Geiſt langſam von ihr. Ein zwei- 
jähriger Kampf war vollendet. Beim Magnificat Nachmittags hielt ih 
eine Predigt über die Sache. Die G. hatte no< einige Anfechtungen ; 
do nad) und nad) wurde ſie beſſer und iſt jezt ganz hergeſtellt. Sie 
iſt fromm und bdemüthig und nad) fol” üherflandener Prüfung ein 
Wunderkind, Sie iſ Induftrielehrerin geworden, ich ſelbſt gab ihre die 
Kleinkinderſhule. 
Möttlingen, den 11. Auguſt 1847. 
P. 5. Na@hwort nah ſe<s Jahren: Nach vier Jahren iſ fie noth 
bei mir im Haufe; man fpricht ihr alles Lob. Sie ift bei Geiſteskranken 
unerſehli< und hat drei Geſhwiſter an Kindesftatt angenommen. 
den 31. Juli 1850. Pfarrer Blumhardt (+ 25. Febr. 1880). 
Das iſt im Weſentlichen der Jnhalt der Blumhardi'ſhen Mitthei- 
lungen. Es liegt fein Grund vor, weder an der Aufrichtigkeit, no< an 
der Glaubwürdigkeit des Beobachters zu zweifeln. 
Immerhin wäre eine Selbſttäuſhung mögli; andere täuſchen zu 
wollen, dieje Abficht ift ausgefchloffen bei der ausgefprodenen Frömmige 
feit de3 Autors. Sein glüdlicher Erfolg erinnert zu ſehr an die Praxis 
des Pfarrers Johann Gaſſner zu Ellwangen 1774, welcher dur< Exorcis- 
men Beſeſſene, Bezauberte und mit Krankheit angefochtene Patienten zu 
heilen verſute. Doch fand dieſer bei den geiſtlichen Behörden ſeiner 
Kirche Mißbilligung und Widerſtand 1). 
Was das Kgl. Württembergiſche Oberconſiſtorium auf die Berichte 
des Herrn Pfarrers Blumhardt erwiedert hat, iſt mir unbekannt. Welch 
trauriger Ausgang dieſer Fall zu Möttlingen vor 200 Jahre gehabt haben 
würde, ergibt ſi< aus einem analogen Falle, welcher die Veranlaſſung 
gegeben zu einer größeren juriſtiſhen Abhandlung ?). 
Es handelt fih um ein 17 Jahr altes Mädchen, aus welchem der 
Dämon ſehr häufig die wunderbarſten Dinge redete, gemäß dem Zeugniſſe 
des ganzen Ehrwürdigen Miniſteri, wie ſolhes in einem öffentlichen 
Actenſtü>e der Kirchenbehörde dargelegt war. Als species facti wurde 
erklärt: „daß dieſes Mägdelein Margaretha N. zuvor mit Worten und 
Gebährden ſih alſo angeſtellt, als ſei ſie vom Teufel leibhaftig beſeſſen. 
Daher der Prediger zu etlihen Malen in verſchiedenen Zeiten das Mäg- 
1) Von Rom wie von den Erzbiſchöfen zu Salzburg und Prag wurde ſeine 
Praxis verworfen. Soldan. Herengefch. II. 306. 
2) Theodor Reinkingk, Rath und Kanzler in Schleswig-Holſtein: Responsum 
juris in ardua et gravi quadam causa concernente processum quendam 
contra sagam, S, 88—40, $. 215. Gedrudt zu Marburg 1630, verfaßt 1621. 
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