200 Zweiter Theil. Erſtes Buch. Kampf d. Kirche geg. d. heidn. Zauberwahn.
Syſtem der Gnoſtiker beſchäftigte ſi< mehr mit der geiſtigen Welt und
verſuchte hier einen Dualismus zu conſtruiren. Dem Sohne Gottes
wurde ein Demiurg entgegen gefegt, und den guten Engeln ganze Claſſen
von böſen gegenüber geſtellt. Von dem Demiurg ſtammt der Dekalog ;
er beherrſht den alten Bund, welcher deshalb wenig Geltung beſißen
konnte. Die Menſchen zerfielen in drei Claſſen: Spirituales (Mani-
<äer), Animales (Katholifen), Materiales (die Böſen). Der gute Gott
hat durch eine Reihe fortgeſezter Emanationen die Aeonen hervorgerufen,
die verſchiedenen Stufen der Geiſter. Einer aus ihnen wird zum
Demiurg, zum Weltbildner, der aus der formloſen ewigen Maſſe die
Geſchöpfe formt und Licht und Finſterniß,. Gutes und Böſes, in ſie ver=
theilt. Das Gute und Geiſtige ſehnt fi) aber nad) dem Pleroma, dem
Reiche der Aeonen, zurü>. Endlih wird eine Rü>kehr und Wieder-
vereinigung erreiht werden , was als Auferſtehung gedeutet wird. Das
Materielle wird dann in ein Nichts zurü>kehren. Ye nah der Ent-
ſtehungsart der Aeonen und verſchiedener Auffaſſung der Weltbildung,
gab es verſchiedene Richtungen unter den Gnoſtikern, welche nah ihren
Hauptvertretern genannt wurden: Valentinianer, Baſilidianer 2c. ; oder
nad ihrer Sittenlehre: Antinomiſten und Eucratiten ; Solche, welche
das Geſeh verwarfen und Solche, welche die Ehe verboten.
Hingegen ſtellie der Manichäer den Dualismus auf zwiſchen
Geiſt und Materie, zwiſhen Licht und Finſterniß, im Anſchluſſe an
den Parſismus mit ſeinen zwei ewigen Principien Ormuzd und Ariman.
Alles Materielle ſtammt von dem Letteren, alles Geiſtige von Erſterem.
Alle Uebel, auch die Sünde, ſind Wirkungen des böſen Princips, welchen
der Menſch mit Naturnothwendigkeit unterworfen iſ. Nach der Lehre
des Manes iſt der Menſh alſo zweien Göttern unterworfen , die fi)
ewig ſelbſt feindſelig gegenüberſtehen, und er dient Beiden als Spielball 1).
Gegen dieſe <riſtlih-heidniſchen Secten wurde von Seiten <riſtlicher
Kirchenväter und Schriftſteller ein fortdauernder, fiegreiher Kampf
geführt. Gegen den Gnoſticismus ſtritten Jrenäus und Tertullian ;
gegen den Manichäismus vor Allem der heil. Ambroſius und der heil.
Auguſtinus. Jn dieſem Geiſteskampfe, in welchem chriſtliche Wiſſenſchaft,
Philoſophie und Theologie eine unglaubliche Förderung erfuhren, wurde
naturgemäß die Lehre vom Satan und der Macht des böſen Feindes
zur vollen Erkenntniß und Darſtellung gebraht. Den erſten Sieg errang
der heil. Ambroſius dadur<, daß er den Geiſtes - Rieſen Auguſtinus,
1) Ausführliche Darſtellung der Lehre des Manes bei Basnage Thesaurus
monum. eccles. Henrici Canisii I. 40, 41. Autverpiae 17283. Seitſchrift Ka-
tholik Bd. XII, 1855.