216 Zweiter Theil. Zweites Buh. Die Kirche und der häretiſche Aberglauben 2c.
Mathematik, Medicin, Philoſophie umfaßte, lo>te felbft eine nicht geringe
Anzahl chriſtlicher Jünglinge an. Wohl mote das herrliche Leben in
den blühenden und reihen Städten des ſüdlihen Spaniens eine große
Anziehungskraft auf die Nordländer ausüben. Doh auch die Magie
fand bei den Mauren eine eifrige Pflege, und der Satan nimmt nad)
dem Koran eine wihtige Stellung in der Welt ein !),
Aug ſei hier des Gelehrten Conſtantin Pſellus, eines berühmten
Shriftftellers im 11. Jahrhundert gedacht, welcher in feiner Schrift
»de operatione daemonis« den Schriftſtellern ſpäterer Zeit oftmals als
Auctorität in der Lehre von dér Magie gedient hat ?). Er läßt die
Dämonen mit Körpern ausgerüſtet ſein und gibt ihnen die Möglichkeit
geſhlehtliher Verbindungen, deren Reſultat jedo<h nur Gewürmer ſeien.
Au die zwei Bücher des egyptiſchen Philoſophen, Prieſters und Königs
Hermes (Mercurius) Tri8megiſtrus, dem zu Ehren die Stadt Hermopolis
ihren Namen trägt, wurden vielfah verbreitet, nachdem der Florenzer
Humaniſt und Philoſoph Marſilius ſie in's lateiniſche überjegt und ebirt
hatte. Das erſte Buh heißt Pimander, in Geſprähsform zwiſchen vier Per-
ſonen dur{hgeführt ; das zweite, Aſklepius, enthält die Lehre der egyptiſchen
Weiſen über die Dämöónen. Der heil. Auguſtinus erwähnt dieſes Buh
in ſeinem Werke »de civitate Dei« 3),
3. Au der Einfluß der jüdiſ<en Literatur war niht unbedeu-
tend. Die Lehren des Talmud #), welcher aus dem Oriente \ſih einen Weg
na< dem Occidente gebahnt hatte, waren voll von abergläubiſchen Vor-
ſtellungen über Natur, Herkunft und Wirkſamkeit der Dämonen ; ſelbſt
das apofryphe Buch Henod) ift auf gleichen Jdeen beruhend. Es ſpielen
im Talmud die Lilith und Seherim eine hervorragende Rolle. Jene
gilt als Nachtsgeipenft, gleih den Lamien und Empuſen. Der Sage
nah war fie die erſte Gattin Adams. Sie verließ ihn und gab fich mit
1) A. Lerchheimer läßt Abt Tritheim die magiſchen Künſte bei den Arabern
in Spanien erlernen,
2) 3. 8. Deder, Waldfchnitt.
3) Marsilii Ficini philosophi platonici, medici, theologi omnium prote-
stantissimi opera tom. II. pg. 1836. Bafel 1561. cf. Dr. Haffner, Geſchichte
der Philoſophie, 681. (Die erſte Geſammtausgabe nicht 1576, ſondern 1561.)
Dr. Al. Knöpfler 23. Bd. Abbé Rohrbachers Univerſalgeſchihte der kath. Kirche
S. 309. Auch Trithemius kannte und benugte ihn: wüpist. fam. I. I 33, 84 cf,
Sielbernagel, Joh. Trithemius 129.
4) Horſt, Dämonomagie I. 89 referirt, daß na< Talmudiſcher Weisheit der
„Nußbaum“ der Lieblings-Aufenthalt der Teufel ſei. Jeder Zweig habe 9 Blätter;
auf jedem ſige ein Teufel, weshalb au< fo viele Menſchen herunterfällen. cf.
IL. Bd. 177.
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