226 Zweiter Theil. Zweites Buch. Die Kirche und der häretiſhe Aberglauben 2c.
jenes Amt der Jnquiſition zu vollziehen und die Perſonen ſelbſt, welche
fie in keheriſhen Dingen werden ſ{huldig befunden haben, nad) ihrem
Verbrechen zu züchtigen, in Haft zu nehmen, an Leib und Vermögen zu
ſtrafen. Der Hexenhammer blieb zwar dur< Jahrhunderte das Haupt-
bu, um die Wahrheit der Hexerei zu beweiſen, und die Norm, darnad)
juriftifeh zu verfahren. Im Grunde genommen ift das Gerichtäverfahten
nad) dem Herenhammer gar nicht rechtäwidrig, wie die ſpätere Praxis in
Deutjhland. Er beanſtandet die Glaubhaftigkeit der Ausſagen gefangener
Hexen; er will Anwälte und Appellation zugeläſſen haben. „Dieſes
geſhah ſelbſt bei proteſtantiſhen Criminalrichtern niht,“ ſeufzet Horſt
IT, 116 und: „lauter Dinge, die unſere heutigen Criminalrichhter
mit Verwunderung erfüllen müſſen.“ Nicht “geringes Gewicht haben die
Worte eines der angeſehenſten Juriſten neuerer Zeit: „Zu weit geht man,
wenn man, wie es häufig geſchieht, jener Bulle und dieſem Buche (Heren-
hammer) die Einführung des Hexenproceſſes in Deutſhland zuſchreibt,
aber eine große und wichtige Rolle ſpielen ſie do< in der Geſchichte der
deutſchen Hexenproceſſe 1).“
Reihen wir no< das Urtheil eines proteſtantiſchen Theologen an :
„Der Glaube an Hexerei iſt niht erſt der chriftlichen Periode eigen, und
ebenſo iſt es Thatſache, daß dér Hexenproceß niht erſſt dur< die Bulle
Jnnocenz VIIL. erfunden worden iſt, da alles Material dazu ſhon lange
vor dieſer aufgehäuft vorliegt. Soldan und Andere haben ſtrafrechtliche
Vorkehrungen in dieſer Beziehung vor dem 13. Jahrhundert angeführt,
wona<h Zauberei mit körperliher Züchtigung, mit Vermögens- und
Lebensſtrafe belegt worden iſt ?).“
Doch das beſte Argument, daß jene Beſchuldigungen irrige ſind,
geht daraus klar hervor, daß weder zu Rom, wo die berüchtigte Bulle
des Papſtes erſchien, no< in Köln am Rhein, wo der Hexenhammer des
Jakob Sprenger das Licht der Welt erbli>te, in dem ganzen 16. Jahr-
hundert eine Here verbrannt worden ift?). Und doch hatte der Hexen-
hammer niht blos das Privilegium des Kaiſer Maximilian L., ſondern
auch die Approbation der Kölner theologischen Facultät erhalten.
Der vorbenannte Ropkoff läßt bezeihnender Weiſe auf das Kapitel
vom „Hexenhammer“ jenes: „weiterer Verlauf und Abnahme der Hexen-
1) Dr. C. Georg von Wächter, Beiträge zur deutſchen Geſchichte des Straf-
rechts, ©. 69.
2) Roßkoff, Geſchichte des Teufels IL. S, 212. „Die Bulle ift mit Uns
re<t von einzelnen Schrifſtellern als die Quelle der Hexenproceſſe überhaupz
betrachtet worden.“ Dr. Niehues, Geſchichte des Hexenglaubens 2c. Münſter 1875,
S, 27.
3) Dr. Ennen, Geſchichte der Stadt Köln. III. 762.