Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

a ea m 8 m er 
>» eo 
- R oa ea ya 3 7 2 > 
-- ua DD 
Viertes Kapitel. Das Gelehrten-Triumbirat. 233 
Viertes Kapitel. 
Das Geleßrten-Triumvirat. Tritfeim, Agrippa, Weyer. 
1. Johann Tritheim, Abt von Sponheim, iſ ein Name, welcher 
in der Profan - und Literaturgeſchichte einen guten Klang hat. Er galt 
ſeiner Zeit als Träger der Wiſſenſchaft und als eine Zierde ſeines Vater- 
landes. Kaiſer, Herzöge und. Fürften bewarben ſi< um ſeine Gunſt, 
ebenſo wie die Männer der Wiſſenſchaft. Nur ein Fle>en wird gefun- 
den, welcher einen Schatten wirft auf die ſo hehre Lichtgeſtalt: ſeine 
Stellung zu dem Zauberglauben. Von gegneriſher Seite wurde die 
Schattenſeite gefliſſentli<h hervorgehoben, um die Bedeutung des Mannes 
zu mindern; die Gerechtigkeit verlangt deshalb umſomehr, dieſe Ueber- 
treibungen auf ihr wirklihes Maaß zurü>zuführen. 
Abt Tritheim war geboren 1462 und ſtarb 1516. Er war ein 
Freund der ſog. weißen Magie, welcher die größten Geiſter ſeiner Zeit 
ergeben waren. Eben deshalb war er auch) ein entſchiedener Gegner der 
ſchwarzen Magie oder Zauberkunſt. Hierüber ſpriht er fih aus in den 
Annalen von Hirſchau an der Stelle, wo er den Tod des Albertus 
Magnus berichtet } 1280. Er betont, daß derſelbe kein Zauberer geweſen, 
wofür man ihn fälſ{li< ausgegeben; wie St. Auguſtinus 33 Bücher 
gegen die Manichäer geſchrieben, ſo habe es der gelehrte Albertus mit 
magischen Büchern gemacht, welche als irrig und falſ<h von der 
Kirche verdammt worden waren. Denn Viele können zwar als 
Ungelehrte die Aſtrologie verahten; ihre Thorheit aber wiſſenſchaftli 
nadhmweifen vermögen nur Wenige. Was ſeine Perſon betrifft, ſo gibt 
ec die feierliche Verſicherung: „Jh ſhwöre bei meiner Seele, daß ih der 
abergläubiſchen Magie nie ergeben war, daß ih weder ſelbſt je ein Labo- 
ratorium der Alchemie betrat , noh daß einer meiner Brüder dieſer Thors 
heit ſih ergeben“ !). 
Neben der Aſtrologie und Alchemie verwirft er die Schaßgräberei : 
„Höricht find die Meinungen Vieler, welche ſi< abgeben mit dem Aufs 
ſuchen in der Erde verborgener Schäße.“ Mit ſeinem Tadel verſchont 
er deßhalb auch nicht jene Biſchöfe und Aebte, welche fi mit dieſen 
thörichten Dingen befaßten, zu dem einzigen Reſultate, fi) oder ihre 
Klöſter mit Schulden zu belaften, wie z. B. Abt Bernhard in Nordheim, 
Abt Andreas in Bamberg und Kämmerer Werner in Trier. Au der 
Nekromantie konnte er keinen Glauben beimeſſen. Er erzählt, daß ber 
gefangene Friedrih von Defterreich durch ſeinen Bruder Leopold unter 
Beihilfe eines Zauberers aus ſeinem Gefängniſſe habe befreit werden 
1) Chron. Hirſh Il. Bd. S,. 41, 
  
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.