Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Fünftes Kapitel, Die Myſtiker und die Sprache der Kirche. 243 
nennt Berthold die „große Mordaxt“ des Teufels. Daneben führe der 
Satan noch eine Heine, um die Dorfleute zu tödten; das ſei der Aber- 
glaube, welchen er als Unglaube und als eine Todſünde harakterifirte, 
Er ſpottet über die angeblihe Wirkung des Liebeszaubers, der ge- 
getauften Gegenſtände, ſog. „Ayemann“, die man vergrub zur Beſchädigung 
Anderer. Die Teufel8anbetung ſtraft er gewaltig und brandmarkt es als 
höchfte Thorheit, fi) dem Satan zu verſchreiben; denn der fann feinen 
Pfennig geben; er ſei ſelbſt ein „armer Shlu>er“. Mit dieſem 
Epitheton wird der Satan in der erſten Hälfte des Mittelalters noch im 
Volksmunde gewöhnlich bezeichnet; als „armer Teufel“ wird er in Luſtſpielen 
und Paſſionsvorſtellungen perſiflirt, zum deutlichen Beweis, daß man zu 
jener Zeit von der übertriebenen Macht des Satans noch nichts wußte. 
Dieſe Furcht iſ ein Product der jpäter ausgewachjenen Härefie, deren 
Saat in der zweiten Hälfte des Mittelalters geſtreut wurde !). 
2. Zauler legte ſeinen Standpunkt mit folgenden Worten flar. 
„J< bin das Ebenbild Gottes; du aber (Satan) biſt ein von Gott 
verworfener Geiſt. Alſo ift zwiſchen uns keine Uebereinſtimmung noh 
Gemeinſchaft. Drum fort mit dir. Du haſt mit mir nichts zu jchaffen?).“ 
3. Von gleichem Geiſte durhdrungen ift jenes vortreffliche Bud, 
welches dem Mittelalter entſtand, nah der Bibel das verbreitetſte Buch 
der Welt: Die Nachfolge Chriſti von Thomas von Kem- 
pen. Gleich Tauler kennt er keine Furht vor Satans Gewalt. Jm 
dritten Buch Kapitel VI. Nr. 4, heißt es „Glaube ihm ja nicht, noh 
fürchte dich vor ihm, wie oft er auch ſeine liſtigen Neye dir nachjchleu- 
dert. Sprihh: pad dih hinweg, du unreiner Geiſt ; ſchäme dich, unſeliger 
Böſewicht, du mußt wohl voll des Unrathes ſein, da du mir ſolchen Auswurf 
in die Ohren blaſeſt; weihe von mir, du liſtiger Betrüger, du wirſt 
dennoch feinen Antheil an mir haben; ſhweige und verſtumme. Jh 
will nichts mehr von dir hören, auh wenn du mir no jo viel Un- 
gemad) zufügeft." Ferner Kapitel X, No. 5: „O ſelige Verbindung 
mit Gott, o heiliger Dienſt Gottes, du maſt den Menſchen den Engeln 
glei, Gott wohlgefällig und den böſen Geiſtern furhtbar.“ Kapitel XII 
No. 5. „Die alte Schlange wird did) reizen und dich quälen, aber du 
wirft ſie dur< das Gebet in die Flucht jagen, und zudem wirſt du dur 
eine nüßliche Arbeit ihm den Zutritt zu deiner Seele verſperren.“ End- 
lich viertes Buch XVIII. Kapitel: „Der böſe Feind iſt \{huld an den 
Verſuchungen gegen den Glauben. Sei deshalb nicht befümmert, halte 
di dabei niht auf , no< antworte auf ſolche Einflüſterungen des Sa- 
1) Derfelbe. S. 95—97. 
2) Mengering, Inform. consc, evangel. ©. 291. 
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