Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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250 Zweiter Theil. Drittes Buh. Kampf d, Kirche geg. d. Hexenwahn (1600—1800). 
ausgeframt , dabei kein Gegenſtand mehr traktirt, als die Zauber- und 
Hexen- Geſchichten. Wer darin das Grußelichſte leiſten konnte, galt als 
der Held des Abends 1), 
So ergoß ſi gleich der Sündfluth der Hexenwahn über Dorf und 
Stadt, über Thal und Gebirg. Wohin das Zauber-Bu< niht gelangte, 
dahin drang die Erzählung am Winterabend, bis ſelbſt in den ärmſten 
Familienkreis, 
Gegenüber dieſer Sündfluth des Aberglaubens und Hexenwahns war 
die katholiſche Kirche die einzige Arche, in melche das Licht der Vernunft 
und des Glaubens fich gerettet hatte. 
Zwar ſ{lugen die Sturzwellen des Teufelsglaubens über ihr Verde>, 
ſie vermochten aber niht ins Jnnere einzudringen. Sie liefen vielmehr 
ſ{hadlos wieder ab. 
Zweites Kapitel. 
Das Concil vou Trient 1545—1563. 
Wie eine herrlih grüne Jnſel in den Fluthen und dem Wogenge- 
dränge des weiten Weltmeeres dem furh<tſamen Schiffer freundlih zu- 
winkt und zum Beſuche einladet, ſo ragt im Sturme des 16. Jahrhun=- 
derts, aus dem tobenden Kampfe der Geiſter, gleich einem friedlichen Eilande, 
das Concil von Trient hervor. Hier brachen fi) die wild erregten 
Geiſter, aufgewühlt dur< die Stürme der Reformation, hier wurde nichts 
vermerkt von dem grauſigen Schre>en der Zaubermähte und von der 
Furcht vor des Teufels Allgewalt, Während ganz Deutſchland vor 
Hexenfurcht zitterte, und felbft in den ſtillen Thälern der Alpen dem 
Hexenwahne Menſchenopfer gebraht wurden, verſpürte man zu Trient nur 
das Wehen des heiligen Geiſtes, des Geiſtes der Wahrheit, des Troſtes 
und der Stärke. Es konnte niht fehlen, daß die Väter des Concils 
veranlaßt wurden, auh über des Teufels Bosheit und Gewalt ſi<h aus- 
zuſprechen. Dies geſhah in der fünften Sizung vom 17. Juni 1546. 
Es handelte ſi< darum, das Weſen der Erbſünde feſtzuſtellen ; ferner den 
neueren Frrlehren, welche in der Zeit ſo große Verwirrungen hervorge- 
rufen und gerade über die Erbſünde neue FJrrthümer aufgeſtellt 
hatten, die alte offenbarte und ungetrübte Wahrheit entgegen zu ſtellen. 
Es wird deshalb im erſten Canon erklärt, daß der im Banne jei, welcher 
läugnet, daß Adam im Paradieſe geſündigt und zugleich die Gerechtigkeit 
und Heiligkeit verloren habe, in der er lebte, und in Folge dieſer Sün- 
1) Derſelbe, 94.
	        
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