Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
14 Erſter Theil, Erſies Buch. Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien. 
Sämmtlihe Verklagten haben gütlih) und peinlich ausgejagt, mit 
Ausnahme von Barbara Zihns, welche nur in Güte bekannte. 
Die Ausjagen bewegen fih genau im Rahmen einer Schablone, 
Ale, mit Ausnahme von Andreas Burk, welcher als Spielmann mit 
der Fiedel zu den Tänzen gegen Whnung aufgeſpielt und ſeitdem ein 
gar lo>eres und ausſhweifendes Leben geführt hat, geben an, daß ſie 
von ihrer Mutter im Kindesalter ohne jegliches Verſtändniß dieſer Sache 
verführt worden ſeien. Barbara, Hanſens Eheweib, macht ihre S<hwieger- 
eltern verantwortlih. Es war ihnen von Seiten der Mutter ein Ehe= 
mann verſprochen oder gleih gegeben worden, welcher nur ein Buhl= 
teufel war. Waren ſie einmal in ſeiner Gewalt, ſo wurden ſie ihm 
zu linker Hand angetraut, buhlten unausgejeßt mit ihm, die Frauen 
gar dann, wenn ſie mit ihrem Manne das eheliche Bett theilten, fie 
mußten Gott und Chriſto abſ<hwören und wurden in Teufels Namen 
umgetauft. Sie beſuchten die Tänze und Trinkgelage, namentlih an 
Frohnfeſten und in der Walpurgisnaht, welche Feſtlichkeit die alte 
Lorentia „ihren Reichstag“ nannte. Sie fahren hinaus auf einem 
Pferde, Kuh, Geis, Bo>, auf einem lebendigen Weſen. Bei dieſen 
Conventen halten ſie einen teufliſhen Gottesdienſt, indem ſie den Groß= 
Teufel anbeten als Gott, als König. Sie graben die Leichen unge- 
taufter Kinder aus, braten ſie mit Eiern und „freſſen“ fie. 
Auch machen ſie Schmier daraus, beſonders aus dem Fette, womit 
ſie noh vermiſchen : „Kazenhirn, Schmeißfliegen und die Hoſtien, das 
heilige Abendmahl,“ welches ſie in der Kirche nehmen, ohne es zu 
empfangen. Sie nehmen es aus dem Munde, bringen es na< Hauſe 
und verunehren es auf die ſhändlihſte Weiſe. Die ausgegrabenen Kin-= 
der bezeihnen ſie mit Namen. 
Der Altuar bemerkt zu der Ausſage: „Auf das Bekenntniß , daß 
Wölzin zwei Sinderleihen ausgegraben habe, hat man nahſehen laſſen 
und nur eine Kindesleiche gefunden, währenddem die andere verſ<hwunden 
war und nur die Lumpen fi fanden, womit ſie bebedt geweſen.“ 
Bezüglich des religiöſen Lebens hatte Anna, Hanſens Ehefrau, welche 
am 27. Juli 1590 zum erſten Mal zum Verhör gebracht, am 4. Auguſt 
in Gegentvart des Pfarrherrn bezeugt: „daß fie gleihwohl die Predigt 
beſuht, aber alleweil vom Teufel angefochten worden, ſie ſolle ſolches 
niht glauben, es ſei niht wahr, ſondern erlogen Ding. Er ſei ihr 
Herr und Oberſt, was er ihr zuſage, ſei wahr und zu halten; das 
Uebrige nur unnüß Pfaffengeſ<hwäzg. Das Nachtmahl habe ſie gleich- 
wohl gebraut und genoſſen, ſei aber vom Teufel darüber verſpottet und 
verlaht worden. Es ſei aber als wenn eine Sau eine Rübeſchniß eſſe.
	        
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