Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Erſtes Kapitel. Jeſuiten als Gegner des Hexenwahns. 277 
dürfe. Zur Ausrottung der Zauberei ſeien überhaupt weniger weltliche 
Mittel geeignet, als vielmehr geiſtige. Unter lehteren hebt er hervor die 
éhriſtlihe Erziehung der Jugend duch Unterricht, bei Erwachſenen durh 
frommen, chriſtlichen Wandel. Den Reumüthigen foll man bloß Kirchen- 
buße auferlegen, und dieſe au< ſelbſt bei Verurtheilten genügen laſſen. 
Auch der Mißbrau<h der Folterqualen erfährt dur Tanner eine ent- 
ſchiedene Verurtheilung. Man ſieht hieraus, daß Tanner der erſte Theo= 
loge war, welcher mit vortrefflichen Gründen den Unfug der Hexenrichter 
brandmarkte. Großes Lob ſpendet ihm daher ſein gleichgeſinnter Mits 
bruder Friedrich von Spee. 
„Als zwei Jnquiſitoren den gelehrten und ſharfſinnigen Traktat des 
ſehr vornehmlichen Jeſuiten Tanner geleſen , haben ſie ſagen dörfen, daß 
wann fie den Scribenten haben dörften, fie fi kein Gewiſſen machen 
wollten, ihn auf die Folter zu ſpannen. Hat alſo dieſes, daß dieſer vor=- 
nehme Theologus hochvernünftig und mit ſtattlichen Fundamenten ers 
wieſen, daß man bei dieſem Hexenwerke vorſichtig verfahren müſſe, dieſen 
beiden unverſtändigen Jnquiſitoren ein genugſames Jndicium zur pein= 
lichen Frag ſein müſſen !).“ 
Gegenüber Delrios Behauptung, daß drei Folterungen geſtattet ſeien, 
erklärt Tanner nur eine einzige für erlaubt, auh wenn der Jnquiſit 
ſeine Ausſage zurü>nehme. Ohne vorausgehende hinreichende Jndicien, 
ſeien ſelbſt die auf der Folter erpreßten Ausſagen ungiltig. Deshalb 
darf man auh mit der Folter nict beginnen, ſelbſt bei den ſhwerſten 
Vergehen, ohne hinreichende Fndicien. Auch ſeien die Ausfagen einer 
und mehrerer Hexen niht genügend, um eine jonft a<tbare und unbe» 
icholtene Perſon verdächtig zu machen. 
Tanner richtet daher, in gleicher Weiſe wie Spee, ſeine Hauptan- 
griffe gegen daS ungerechte Verfahren der Richter, namentlich wegen der 
Willkür bei der Folterung der Denuncirten. Es iſ jo wohl begreiflich, 
daß ſein Nachfolger, Friedrich von Spee, ihm alles Lob ſpendet und ihn 
ſo oft citirt. 
3. Paul Laymann, 1575 ebenfalls zu Jnnsbrud> geboren, geſtorben 
zu Conftanz 1635 an ber Belt. Derſelbe war Profeſſor der Theologie 
und des canoniſhen Rechtes zu München und Dillingen. Jn ſeiner 
»Theologia moralis« verlangt er ein viel vorſihtigeres Vrocekverfahren, 
ais es damals übli<h war, indem er ſichere Indicien, aber keine zweifel- 
haften verlangte. Ferner erſchien von ihm zu Cöln im Jahre 1629 ein 
1) Cautio criminalis. Verdeutſ<ht durch Hermann Schmidt. Frankfurt 
1649. ©. 19. 
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