Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
  
280 Zweiter Theil. Viertes Buch. Die Stellung der Jeſuiten zum Hexenwahne, 
geſhah dur< Joh. Seiffert unter dem Titel : „Gewiſſensbuh von Proceſſen 
gegen die Hexen“. Sprache und Darſtellung unterſcheiden \ſi< vortheil- 
haft von allen anderen Echriftwerken ähnlicher Art in jenem Jahrhundert. 
Denn Friedrich von Spee war nit blos human, tief <riſtli< und von 
edlem Character, jondern er erfreute fi) aud) einer dichteriichen Begabung, 
bon der er in feiner befannten „Zrug-Nadhtigall” einen glänzenden Be- 
weis gab, Demgemäß iſt au< feine Darſtellung lebendig, warm, oft 
padend, dann wieder hinreißend. Er ſpricht im Tone eines Johannes 
des Vorläufers, wenn er zu den Fürſten ſpricht, des Evangeliſten, wenn 
er an ſeine Mitbrüder fi) wendet, des heil. Paulus, wenn er den 
Richtern ihr grauſames Spiel mit den unglü>lihen Opfern vor Augen 
hält. Seine qu. 20 hat Thomaſius bekehrt. Jn der qu. 31 tritt er 
ein für die niedergetretene und entweihte Ehre des Frauengefchledhtes mit 
einem Feuer und einem heiligen Zorne, wie dieſer den Propheten 
bei den Strafpredigten im alten Bunde eigen ift. Deshalb find auch 
über die Verdienſte dieſes ſeltenen Menſchenfreundes Freund und Feind 
einig. Katholiſche wie proteſtantiſche Schriftfteller wetteifern darin, ihm 
eine Stelle einzuräumen unter den edelſten Söhnen der deutſchen 
Nation 1), 
5. Benedict Pererius, geboren 1535, trat noch jung in die Gefell- 
haft Jeſu ein 1552, wurde Profeſſor der Rhetorik, Philoſophie und 
Theologie in Rom. Er ſtarb 1610. Sein verdienſtvolles Werk gegen den 
Aberglauben und Magie iſt betitelt: »adversus fallaces et super- 
stitiosas artes, id est de Magia et observatione somniorum et de 
divinatione astrologica, tres libri.« Ausgaben erfehienen Ingolftadt 
1591, Lyon 1592, Köln 1598, 1603, 1612; aud) engliihe Ausgaben 
1661 und 1684. Der Titel an fi allein gibt fon den Inhalt des 
Werkes genügend an. Es war ein Angriff auf das ganze Gebiet bes 
Aberglaubens, wie dieſer damals herrſhend war. 
6. Roberti, Jean, geboren 1596 zu St. Hubert, geſtorben zu 
Namür 1651. Diefer gelehrte Jeſuit iſt bekannt als Polemiker in ſeinem 
Streite gegen die beiden Mediziner Rudolf Goklenius in Marburg und 
von Helmont zu Brüſſel. Er lebte in Trier, woſelbſ er ſeine »disser- 
tatio de superstitione« 1614 herausgab. Fruchtbarer war er in 
jeinem fohriftftellerifchen Duell mit Goklenius. Dieſer hatte ein Traktat 
veröffentliht »De magnetica curatione vulneris citra ullam et 
1) Cardanus, Friedri<h von Spee. Frankfurt a, M. 1882, Ferner : Die 
Hexenproceſſe in Deutſchland und ihre Bekämpfer von Alexander Baldi, Würz- 
burg 1874, Ausführlicher: J. B. M. Diel, S. J,, Friedrih von Spee, eine bios 
graphiſche und litterar-hiſtoriſche Skizze.
	        
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