284 Zweiter Theil. Viertes Buch. Die Stellung der Jeſuiten zum Hexenwahne,
Verbrechen niht bewieſen werden kann, aber der Verdacht und die böſe
Fama beſtehen bleibt, ſind die kir<lihen Reiniger zuläſſig. Auch die
Handhabung der Zortur unterwirft er verſchiedenen Cautelen. Zur
Tortur find mehr als ſchwere Jnudicien nothwendig, jo daß der Richter
gleihſam die Gewißheit des Thatbeftandes befike und ihm nur das
Eingeſtändniß des Jnculpirten fehle !). Auch will er die Tortur weder
öfters wiederholt, no< verlängert wiſſen. Wenn ein Jnquiſit auf der
Folter 3 mal bekannt und naher 3 mal widerrufen hat, ſo ſei er ſogleich
zu entlaſſen. Seine entſchiedene Verwerfung der weißen Magie, ſowie
die abergläubiſchen Vorſtellungen von der Wirkſamkeit der Charaktere,
Bilder, Sigille und Ringe, au< wenn ſie die ſeltenſten Namen führen,
als Rafael, Salomo, verdienen volle Anerkennung. Selbſt Soldan-Heppe
verſagt ihm dieſe Anerkennung niht: „Stellenweiſe zeigt Delrio eine
gewiſſe Aufklärung, Liberalität und Billigkeit, verſchiedene Arten abergläu-
biſher Heilungen werden von ihm gründlid bekämpft !“
Auch im Proceſſe weiß Delrio ſi< das Anſehen von Beſonnenheit zu
geben, indem er unweſentliche Einzelheiten, die gleihwohl großen Anſtoß
gegeben hatten, wie das Hexenbad und die Nadelprobe mißbilligt, aud)
mit fhönen Worten zum Maaphalten in der Tortur räth; dabei bleibt
ihm aber, wie allen übrigen, die Zauberei ein crimen exceptum, to
alles vom Ermeſſen des Richters abhängt, und aus dem den „Inquifiten.
von ihm umgemworfenen Nebe ift fein Entlommen mehr. Völlige Los=
iprehung, obgleich rechtlich denkbar, widerräth er; der Richter foll nur
von der Snftanz entbinden.“ II. S. 30. Horſt bemerkt über ihn: „Er
macht anſcheinlih darin den Unbefangenen, Unpartheiiſchen , ja bisweilen
den Zweifelnden; aber eben dadur<h wurde ſein Buh gefährlich.“
II. &. 208. Delrio wurde bald na< dem Erſcheinen ſeiner Diquisitiones
von einem Dominikaner Thomas Malvenda getadelt, indem dieſer dere
jeden Meinung war „ſein Wert möchte bei Kindern gefährlich wirken,
und während es dem Scheine das Schädliche verbanne, möchten die Leſer
eher das Gift, als das Gegengift genießen.“ Dieſem Tadel gegenüber
fügt er in der Mainzer Ausgabe 1626 eine »Epistola apologetica«
hinzu gegen den genannten Dominikaner Malvenda, gerichtet an die
General - Jnquiſition zu Rom. Er tröſtet fi) mit dem Gedanken, daß
Gleiches Vellarmin , Maldonat, Molina, Suarez, Vasquez begegnet ſei.
Ferner ſei ein in lateiniſcher Sprache geſchriebenes Werk kein Volk s=-
bu.
2, Scott, Caſpar, geboren zu Königshofen 1608, geſtorben 1666,
war Phyſiker und Mathematiker. Er ift Erfinder der Stenographie.
1) Cfr. denſelben Autor in dem Capitel „über die Tortur“.
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