Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
  
  
  
  
  
290 Zweiter Theil, Fünftes Buch. Der Proteftantismus und der Hexenwahn. 
nehmen, die Kleider, die wir gebrauchen, ja die Luft und alles, wovon 
wir leben, ift in ſeiner Herrſchaft !).“ Ferner ſchreibt er in einem Briefe 
aus von Frankfurt 1521 an Spalatin: „Wir find endlich hier ange- 
fommen, ob mid) wohl der Satan dur mehr als eine Krankheit zu 
verhindern geſucht; denn den ganzen Weg von Eiſena<h bis hierher, bin 
ich immer ſ{hwa<h geweſen und bin ed noch, auf ſoïche Art, die ih früher 
niht erfahren. Wir wollen in Worms kommen allen Pforten der Hölle 
und Fürſten der Luft zum Truß?).“ Nah Wiederherſtellung ſeiner 
Geſundheit bra<h er nah Worms auf, indem er erklärte: „Wenn fo 
viel Teufel zu Worms wären, als Ziegel auf den Dächern, no< wollen 
wir hinein.“ Als er in Erfurt in der Auguſtinerkirche predigte, am 
6. April 1521, und ein Geräuſch entſteht dur das fur<htbare Gedränge, 
beruhigte er die Menge mit dem Zurufe: „Stille, ftille, e3 ift nur ein 
Teufelsjpud3). Jm Jahre 1524 am 6. Juli {rieb er aù Lange, als 
Neſenus in der Elbe ertrunken war: „Beinahe hätte auch der Satan 
unferen Prior hinmweggerafft, wenn er nit dur ein beſonderes Wunder 
errettet worden märe*).” Bekannt iſt der Vers des Liedes: „Eine feſte 
Burg iſt unſer Gott :“ 
„Wenn die Welt voll Teufel wär, 
„Und wollten uns gar verſchlingen, 
„So fürchten wir uns nitt ſo ſehr, 
„Es ſoll uns doch gelingen.“ 
Es ſei no< darauf hingewieſen, daß, als man den Prediger Oeco- 
lampadius eines Morgens todt im Bette fand, die Leute ſagten, er ſei 
an der Peſt geſtorben. „Was?“ ruft Luther, „nein, am Teufel ift er 
geſtorben, der hat ihm den Hals umgedreht,“ und ſingt ein Lob-= und 
Dankeslied. Zwingli ſtirbt bei Cappel; die Lanze eines katholiſchen 
Soldaten brachte dem Sacramentirer auf dem Schlachtfelde den Tod, 
ſagt die Chronik. Luther verſichert aber, die Chronik lüge, der Teufel 
habe den verdammten Keßer auf dem Schlachtfelde geſu<ht, um die Erde 
von ihm zu befreien, und er fügte no< hinzu: „Jh oder der Zwingli 
muß des Teufels fein, da ift fein Mittelding. Er hat ein eingeteufeltes, 
durhteufeltes und überteufeltes Herz.“ Ferner bemerkt ex bezüglich 
teufliher Einwirkung auf Geſundheit wie folgt : 
1) Delrio, p. II, S. 84. Erkl. Luthers zu Gal. III. j 
2) Neujahrsblatt des Frankfurter Geſchihts- und Alterthumsverein. 1861. 
©. 40. 
3) Janſſen, Bd. 11, S. 159, 7, Auſlage: „Er bedräuete den Teufel und es 
ward ganz Still.” 
4) Archiv, Frankfurter Geſchichte 1877, ©. 148.
	        
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