Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Erſtes Kapitel. Die Lehre der Reformatoren. 299 
cordienformel mitgearbeitet hatte, verfieht Meigerius Bud) mit einer Vor- 
rede und läßt unzweideutig erkennen, daß er den Hexen - Sabath nit 
anzweifelt!). Am ſcheußlichſten aber hat der Hexenwahn ſih geberdet in 
der reformirten Kirhe Schottlands und Englands. Nah der unpar- 
theiiſhen Darſtellung Walter Scotts, Band 11 und 12, war in König 
Sacob dem Erſten ein zweiter Nero entſtanden. — „Die Prieſter ſtellten 
den Grundjag auf, daß die Katholiken als ihre Hauptfeinde mit einander 
dem Teufel, der Meſſe und den Hexen zugethan wären, welche ihrer 
Meinung noh alle drei zum Unheilſtiften vergeſellſchaftet und natürliche 
Verbündeten ſein müßten. Aus dieſen Urſachen fielen die Hinrihtungen 
von Hexen überaus häufig in Schottland vor, wo der König in gewiſſem 
Maaße ſelbſt Partei in der Sache nahm, und wo die Geiſtlichkeit 
ſih ein amtliches Geſchäft dabei gleihſam zur Pflicht mate ?).“ 
Jn Dänemark iſ es ebenfalls ein hervorragender Geiſtlicher und Würden- 
träger der lutheriſchen Kirche, welcher ſi< dur ſeinen Fanatismus gegen 
angebliche Hexen auszeichnet. Es war dieſes der erſte proteſt. Biſchof 
von Dänemark, Namens Peter Palladius. Er lehrte in ſeinem Viſis 
tationsbu<h: „Die kath. Hebammen ftehen mit dem Teufel im Bund, 
fie find einfach Hexen. Wenn eine Hebamme mit Segnungen , Bes 
\<hwörungen und anderen Hexereien und Zaubereien fi) befaßt, oder wer 
es ſonſt thut, der ſoll — ſonſt ift der Hehler ebenſo ſ{<le<t wie der 
Stehler, — der Obrigkeit angezeigt werden, damit dieſe Hexe hundert 
Fuder Holz unter den . . „+ + befomme und lebendig verbrannt 
werde.“ 
Dieſer Biſchof billigte nicht bloß die Hexenverbrennungen, er zieht 
in ganz Seeland herum und ſtöbert die Hexen auf und 
auch ſolche Perſonen, welche fi) noch katholiſcher Segnungen und Gebete, 
mitunter zu Ehren der Heiligen, bedienen. Er lehrt einen eigenen Trug- 
kniff; Leute vom Hof, als Bauern verkleidet, ſollen mit einer Binde um's 
Bein gebunden zu ſolchen Verdächtigen kommen, um dur ihre Segnungen 
geheilt zu werden. Da ertappe man dieſe Hexen auf friſher That und 
ſolle fie alsbald mit Haut und Haar verbrennen. (Der Zwe> heiligt die 
Mittel.) Unter die Zaubermittel wird das Weihwaſſer, geweihtes Licht, 
Chriſma, papiſtiſhes Oel und papiftiiche Salbung gerechnet, alſo unſere 
Sakramentalien. Die auf dieſe alten Sachen halten, werden Teufels- 
apoſtel genannt. Ueberhaupt figurirt der Teufel überall 3). 
Nach all dem bisher Geſagten können mir nicht umhin, uns dem 
1) cf. Hexenglaube 2c. von A. Rhamm, Amtsrichter, ©. 56. 
2) Walter Scott, Briefe über Hexerei II. Theil 165, 
3) Hiſt, polit. Blätter Band 81, S. 17 u, 435, 
  
  
 
	        
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