304 Zweiter Theil. Fünftes Buch. Der Proteſtantismus und der Hexenwahn.
Es ſeien nunmehr jene Prediger den Leſern vorgeführt, welche ihre
Predigten ſpäter dem Drude übergeben und dieſe dadurh uns zugäng-
lih gemacht haben.
1. Mederus, 8 Herenpredigten von des Teufels Mord-
kindern, den Hexen, Unholden, zauberiſch 2c. erſchre>lihem Abfalle, Laſtern
und Uebelthaten, Leipzig 1605 !). Jn der Vorrede zeigt der Verfaſſer
an, obwohl vor und zu jener Zeit Gelehrte aller Facultäten gegen das
Laſter der Hexerei geſchrieben und nachgewieſen haben, was für merklicher
Schaden dadur< in der Chriſtenheit geſtiftet werde, ſo erahte er es doh
als beſondere Aufgabe der Prediger, beſonders ſolcher, die auf der Kanzel
ſtehen von Berufswegen, wie alle anderen Sünden, ſo beſonders das ver-
fluchte teufliſhe Hexenwerk öfters anzutaften, zu ſtrafen und davor zu
warnen. Als er no< Generalſchulinſpector der Grafſchaft Hohenlohe und
Prediger geweſen, find daſelbſt in verſchiedenen Orten der Grafſchaft und
den angrenzenden Herrſchaften Leute beiderlei Geſchlechtes verbrannt wor-
den, Hierüber waren viele Leute ungehalten, weßhalb er begonnen, öffente
lih davon zu predigen, damit die <riſtlihe Obrigkeit, ſo wider des Teufels
Mordreih eifern, keiner Crudelität, no< Ungerechtigkeit beſhuldiget, auh
den Schöffen, wann fie zu Tod verurtheilen, ihr Gewiſſen niht beſchweret
würde. (!) Solche Predigten ſahen bei ihm etliche gute Leute aus Naum-
burg, welche ihn baten, fie dem Drude zu übergeben, weil über dieſe
ho<hſchädlihen Hexen-, Zauber- und Drachenleute männiglih Klagen führe,
als dur< wel<he Thiere und Menſchen verlegt würden. Jn der erſten
Predigt bringt er den Beweis von dem Daſein der Hexen ; in der zweiten
wird die Obrigkeit aufgefordert, fie eifrig aufzujuchen und zu richten;
denn alle Heren ohne Ausnahme richten Schaden an. Darum feuert er
die Richter an, fi) nicht von ihnen beſtehen zu laſſen. Jn der dritten
ſpricht er über die Urſahen, warum die Menſchen ſih der Hexerei ergeben.
Hierbei erlaubt er fi zu verſichern, daß päpſtlihe Mönche als geheime
S@warzkünſtler im Beichtſtuhle alten Weibern Unterricht in der Zauberei
gäben. Jn der vierten Predigt ſpriht er von den Sünden und Laſtern
der Hexen und wiederholt eine ſcharfe Aufforderung an die Prediger und
die Obrigkeit dagegen einzuſchreiten. Jn der fünften Predigt wird dar-
gethan , daß der Teufel erft 1000 Jahre gebunden geweſen, nunmehy
wieder Iosgelafien ſei 2). Dieſes ſei erwieſen durh das Teufelsheer der
Hexen und Unholden , die er verführet habe. Die Hexenwerke ſeien des
und Hofteufel. Siehe Meß-Memorial des Frankfurter Buchhändlers M. Harder
von Dr. Kelchner. 1873. S. VIII. „Die meiſten „Teufel“ gingen na< Leipzig
und Magdeburg.“
1) Ausgaben erſchienen no< 1616 und 1646.
2) Vielleicht, wie ein Schalk meinte, weil die Hölle getüncht würde.