Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Zweites Kapitel. Die Prediger oder der Hexenwahn auf der Kanzel. 307 
Herren Präceptoren zn Wittenberg und Jena gehört habe. Nach dama- 
liger Sitte, wird der Verfaſſer von ſehs Amtsbrüdern in Epigrammen 
beglü>wünſht und gefeiert. Von J. Conrad Köbel, Paſtor und Senior 
des evangeliſhen Miniſterii, von M. David Schön, von Wolfgang Chriſt- 
mann, Elias Chinger und in einer fünf Seiten umfaſſenden Elegie des 
M. Zohann Wegelin zu Augsburg. Auch der Sohn M. Georg Albert, 
Diacon , preiſt ſeinen „beſten Vater“ und wünſcht: daß das Buch vom 
Leſer aufgenommen werde mit derſelben Wärme, mit welcher es von der 
Kanzel im Worte erklungen. Jm dritten Kapitel handelt er über die 
manderlei Sorten oder ‚Zünften‘ der Zauberer. a) Zauberer. Sie ſind 
des Teufels Diener. b) Beſchwörer. Hier citirt der Verfaſſer verſchie- 
dene Teufels-Austreibungen aus Matt. Mayrhofer3 Spiegel, Martin Eijen- 
frein und aus Dr. Johann Marbad) „Mirakeln und Wunderzeichen” ; fie Die- 
nen dazu, den Exorcismus der Kirche lächerlih zu machen ; hingegen weiß er 
gar große Dinge von Predigern und namentlih von Dr. Martin Luther 
zu erzählen. „Alſo hat Dr. Luther Artno 1538 einen jungen Studenten, 
desgleihen 1545 eine junge Tochter vom Teuffel erlediget. Jeho anderer 
Exempel zu verſchweigen. Es treiben zwar die Päbſtiſchen Lehrer viel 
Maulbeerens dawider, und haben ſonderlih ihrer zween, als der abtrün- 
nige Fridericus Staphylus und Laurentius Surius, Carthäuſer- Mönch, 
fich nicht gefcheuet, in ihren öffentlihen Schriften die Hiftorien, wie 
Dr. Luther den Teuffel von einem beſeſſenen Mägdlin außtreiben wollen, 
ganz fäljchlich zu erzehlen, daß nemlich Anno 1545 ein bejefjen Mägdlin aus 
Meißen gen Wittenberg zum Luther, als den zu Elia, geſchi>t worden, 
fie vom Teuffel zu erlöſen, und als er dieſe in der Safriſtey der Pfarr- 
kirche daſelbſt gefordert, hat er den Teuffel beſ<hwore na< lutheriſcher 
art, aber der Teuffel hab ſeiner nur geſpottet, darbey ſei dem Luther 
angſt worden, und hatte ſi gern getrollet und ein Ausflucht genommen, 
aber der Teuffel Hab die Thür berannt , daß er nit heraus konnte, da- 
rüber er fi) auch beflifien, ob er zum Fenſter hinaus fliehen möchte, 
aber um des Cyſern Gütters wüllen hab er niht können entweichen, 
und haben etliche dur die eiſerne Gütter ihm eine Axt reihen müſſen, 
damit er die Thür geöffnet und davon gelauffen. 
Mit dieſer Legenda haben ſi< die Papiſten bisher ſehr erluftiget, 
aber man hat einen dritten Augenzeugen M. Sebaſtian Tröſchel, damalen 
Diaconus zu Wittenberg, der mit dabei geweſen, da die Hiſtoria mit 
der Austreibung des Teuffels aus der Jungfrau begeben. Der ſcreibet 
viel anders von der Sate in einer Predigt vom Teuffel, die 
Anno 1563 im Drud ausgegangen. 
„Es kam bei Leben Dr. Martini Lutherii ein Jungfräulein gen 
Wittenberg, aus dem Land zu Meißen gebürtig, welche von einem Teuffel 
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