Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
308 Zweiter Theil. Fünftes Buch. Der Proteſtantismus und der Hexenwahn. 
oft und vielmals vexiret und gequälet ward. Und ward an Dr. Mar- 
tinum 8. geſchrieben, er wolle ein ſolches Jungfräulein, welches bey 
18 Jahren war, von dem böſen Feind erlöſen. Als nun dieſelbige 
Jungfrau zu Dr. Martino brat ward, fraget er ſie zur ſtund, ob ſie 
ihren Glauben könnte herſagen, bei dem Wort: und an Jeſum Chriſtum, 
fann ſie niht mehr reden, der böſe Geiſt hebt an, ſie zu reißen und zu 
quälen. Da ſpricht Dr. Luther, Jh kenne di wohl du Zeuffel, du 
wollteſt gern, daß man ein großes Gepränge mit dir mache und di ſehr 
feiere, du wirſt das bei mir niht finden. Man befahl, fie nächften 
Tags zu ſeiner Predigt in die Kirche zu bringen und dana< in die 
Sakriſtey. Die Jungfrau iſ gehorſam und kömpt zur * Predigt des 
Doctors , aber da man ſie herna< in die Sakriſtey führen wollte, da 
fällt ſie darnieder, und ſchlagt und reißet um fi, daß fie etliche Stu- 
denten in die Sakriſtey. tragen mußten , und legten ſie Dr. Martino 8. 
für ſeine Füße und fihließen die Thür an der Sakriſtey zu und alle 
Kirchendiener mit etlichen Studenten blieben drinn. Da fahet Dr. Mar- 
tinus an, und thut dieſe kurze Vermahnung zu den Kirchendienern, bie 
allen Predigern zu merken iſt, um fi darnad) zu richten. 
æ. Hebet er an und ſprit, man ſoll die Teuffel jet zu ‚unjer Zeit 
nicht austreiben , wie in Ecclesia primitiva, wie zur Apoſtelzeit und 
furz herna<h, da von nöthen geweſen iſ, daß man Wunderwerk und 
Zeichen hat thun müſſen des Evangelii willen , daſſelbige als eine neue 
Lehr zu beftetigen, welches jezt niht von nöthen iſ, weil das Evangelium 
keine neue Lehr iſ, ſondern genugſam confirmiret und beſtätiget. 
ß. Soll man die Teuffel auh niht austreiben conjurationibus, 
duch Beſchwören, wie Etliche im Papſtihum thun, und Etliche aus den 
unſerigen, ſondern man ſoll ſie austreiben orationibus et contemptu, 
mit. dem Gebet und Verachtung. Denn der Teuffel ift ein ftolzer Geiſt, 
er kann das Gebet und die Verachtung nicht leiden, fondern hat Luft 
am Gepränge, darum fol man fein Gepränge mit ihm machen, ſondern 
aufs höchſte ihn verachten. 
i. Soll man den Teufſel mit und dur< das Gebet austreiben, daß 
man dem Herrn Criſto kein Regel , kein modum und weiſe, kein zeit 
oder ftät fürſchreibe, wann und wie er die Teufel austreiben ſolle, denn 
das hieß Gott verſuchen, ſondern wir ſollen ſo lang mit dem Gebet anhalten, 
ſo lang kloppen und pochen, bis daß Gott unſer Gebet erhört. Matth. 7. 
d. Zeget Dr. Luther ſeine rehte Hand auf der Jungfrauen Haupt, 
gleih wie mans legt auff die, ſo zum Predigtampt ordinirt und geweyhet 
werden und befahl den Dienern des Evangelii , daß ſie dergleichen thun 
ſollten und befahl weiter, daß ſie ihm ſollten nahſprehen, erftlih das 
Symbol. Aopstol, darnad das Vater unſer, zum dritten ſprah der
	        
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