Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
  
  
  
  
310 Zweiter Theil. Fünftes Buch. Der Proteftantismus und der Hexenwahn. 
gefährlich, jedoh erlaubt ſei. Die Todesftrafe jedod treffe die Zauberer 
nad göttlichen und meltlichen Rechten. „Und jo ſoll es bei allen Kur- 
und Fürſtenthumen , Graffihafften, Herrfhafften und Neichsftädten ge» 
halten werden, und wo man ſi< umb den gemeinen Nuyen wol ver 
dienen wil, daß man die ſchädliche Leut, Zauberer , Hexen, und andere 
ihres gleichen, ernſtli<h ſtraffe und aus dem Mittel reume !).“ Der Ver=- 
faſſer warnt no< am Schluffe Richter und Advocaten, ja niht um 
Geldes oder eigenen Genuſſes willen die Angeklagten ledig zu laſſen, 
jonft würde Gott als Rächer ihrer Unterlaffungsfünde fich erweiien. Der 
Schluß lautet: „Hilf nun, du getremer Gott, daß diefer einfeltige Bericht 
männiglih diene zur Lehre, zur Straff, zur Beſſerung, zur Züchtigung 
in der Gerechligfkeit. Stewre und wehre dem böſen Feind von allen 
ſeinen liſtigen Anläuffen: Bewahre alle Chriſtgläubigen , daß ihnen von 
ſeinen, des ‘Teuffels, Werkzeugen, kein Schaden an Leib und Seel, an 
Haab und Gut widerfahre, dur<h Jeſum Chriſtum 2c. Amen.“ 
3. Jm Fahre 1630 läßt der Pfarrer und Poet Laur. Joh. R ü = 
dinger zu Ober-Oppurg bei Joh. Reifenberg zu Jena zwei Serien von 
gründlichen Herenpredigten erſcheinen unter dem Titel : »De Magia illi- 
cita Decas Concionum« Nr. 1 und 2 auf zuſammen 850 Seiten. Den 
erſten Theil widmet er drei Beamten ; den zweiten Theil dem Präſidenten 
und den Aſſeſſoren des fürſtlichen Altenburgiſchen Conſiſtorii. Er glaubt 
in ſeiner Vorrede hervorheben zu ſollen, „daß er niht wenige Motive 
gefunden, die ſolche meine Predigten in offenem Drud gleihjam genöthiget.“ 
Er behandelt in der erſten Decade den bekannten Spruch der Moraliſten : 
Quis, quid, ubi etc. und findet in jedem Worte den Anhaltspunkt zu 
einer Hexenpredigt. Jun der zweiten Predigt durchgeht er die aht Arten 
der Weiſſagung: Ex christalis, speculis, annullis, aquis, in vitro 
et pelvi, securi et cribris (Beil und Sieb), gallis, astris, manibus. 
Tann geht er über auf die »Magia operatrix«, die wirffame Zauberei, 
und beruft jih auf geihichtlihe Perſonen, 3. B. Albertus Magnus, 
Johannes Fauſtus, von welchem er jagt, „er habe einem Bawren, der 
niht wollte aus dem Wege weichen, die Pferde mit dem Wagen gefreſſen. 
Und ein anderer, ſo einem gute fette Schwein verkauffte, welche, als ſie 
der Käuſſer heim treiben wollte, und ſie auf dem Wege durch ein Bad 
trieb, verlor er die Schwein und ſahe nur Strohwiſch dahinfließen , wo=- 
raus no< etwas ungewöhnliches entſtehet. Denn er gehet zurü> zur 
Herberge den Verkäufer, den Böſewicht, zu ſuchen, der lag hinterm Ofen 
und ſhnarhte, als wenn er ſchlief mit der Wirthin Einverſtändniß. 
1) Bernhard Albreht Magie, das ift chriftlicher Bericht von der Zauberei 
und Hererei indgemein ıc. ©. 310. 
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