Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
  
  
  
  
  
  
9314 Zweiter Theil. Fünftes Buch. Der Proteftantismus und ber Hexenwahn. 
26. Juni gegangen, die Kinder verſammelt und hinweg geführet hat, daß 
man auf heutigen Tag nod) nicht weiß, mo fie find hin kommen, ein 
Teuffel geweſen ſey ? 
So war auh der Mön, welcher nah Luthero zu Wittenberg offt= 
mals fragte, mit ihme auf ſeiner Stuben von etlichen Papiſtiſhen Jrr- 
thumen redete und von ihme an den Händen ſo den Bogelfrähen nicht 
unglei<h waren, — endlih erkannt wurde, niemand anders als ein 
Teufel, Derowegen können, aus Zulaſſung Gottes, nochmals wohl 
Geiſter in einer angenommenen leiblihen Geſtalt den Menſchen er- 
ſcheinen 1)“ 
Wenn derartige Predigten und deren Publicationen möglich waren 
fann dann die Verbreitung des Zauberglaubens in allen Schichten no. 
überraſchen? Aber unſere Serie ift noch nicht erſchöpft. 
4. Der Frankfurter Prediger M. Bernd. Waldfhmidt? 
fand fi bemüßigt, im Jahre 1660 a<htundzwanzig Heren= und 
Gejpenfter- Predigten herauszugeben, „melde er gehalten in der 
Kirchen zun Barfüßern in Frankfurt und nun mit nüglihen Anmer= 
fungen vermehret auf Begehren umb dieſer legten Zeiten willen zum 
Dru> übergeben.“ Die Zahl der Geſpenſterpredigten beträgt zwölf, die 
der Hexenpredigten 16. Das Werk, ein anſehnlicher Quartband, iſt drei 
hohberühmten Aedicinaec Doctoribus, feinen lieben Schwägern und 
und Freunden J. Schrödern, 3. W. Hodftatt und J. L. Wibeln ges 
widmet, 
Zum Motto hat er gewählt eine Stelle aus Dr. Königs Hextas Cas. 
Consc. pag. 61. „Die Prediger ſollen bei paſſender Gelegenheit 
ſowohl öffentlich als privat1im gegen ein ſo ſ{re>liches Verbrechen 
mit frommem Eifer zu Felde ziehen, ſollen ſeine Schwere beſchreiben, 
die Größe der Beleidigung Gottes erklären, die Gefahr Leibes und der 
Seele darſtellen und die zeitlihen und ewigen Strafen vor die Augen 
führen.“ Die Nothwendigkeit, ſein Buch an den Tag zu geben, belegt 
er in der Vorrede mit einer Stelle aus Luthers Schriften. Tom. 5. Jen. 
p. m. 334: „Etliche,“ ſagt Lutherus, „glauben wohl, daß Teuffel ſind, 
aber das glauben fie niht, daß ſie ſo nahend ind, fondern wann fie 
bom Zeuffel hören reden, meynen ſie, er ſey etlich hundert Meil von 
uns hinweg. Aber ein Chriſt ſoll das wiſſen, daß er mitten unter den 
zuerſt 1577. Jm Jahre 1654 gab Samuel Erich, „Diener am Wort Gottes zu 
Wallenſee“ ſeinen >Exodus Hamelensis« heraus, worin er nachzuweiſen ſuchte, 
daß der Jnhalt dieſer Erzählung kein Gedicht, ſondern wahrhafte Geſchichte ſei. 
1) Rüdinger II. 372. 
2) Soldan - Heppe hat irrthümlich ihn als Dr. Wagner bezeichnet II. 208. 
Von Waldſchmidt erfchienen auch 1648 acht Juden- Predigten.
	        
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