Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
  
  
  
  
  
316 Zweiter Theil. Fünftes Buh. Der Proteftantismus und ber Hexenwahn. 
8. Die unerlaubte und abergläubifche Weiſe. 
9. Die rechte, gottgefällige Weiſe. 
10, Das zauberiſche Mittel, wodur< das Geſpenſt Samuels aus der 
Erde hervorgebracht wurde. 
11. Wie der Teuffel den König Saul belogen und 
12. Wie der Teuffel dem König Saul die Wahrheit geredet. 
Wir können uns niht verſagen, aus der neunten Geſpenſterpredigt 
folgendenden Paſſus mitzutheilen : 
„Herr Lutherus erzählt ein ſ{hönes Exempel, daß ein Doctor der 
Arzney geweſen ſey, der hab in der Kir zugeſehen, wie man ein Kind- 
lein getaufft hat, und die Worte der Einjeßung mit Fleiß hören ſprechen, 
und daraus einen ſtarken Glauben geſ{öp}t, daß er mit großer Freudig- 
keit geſagt: Wann ih wüßte, daß ih mit dieſen Worten, gleih als dies 
Kindlein, getaufft wäre, ſo wollt ih den Teuffel niht mehr fürchten. Als 
nun des Kinds Gevattern und die andern, ſo ſonſt umb den Taufſtein 
geſtanden, zu ihm geſagt, daß er eben alſo getauft wäre, und man dieſe 
Worte über ſeiner Tauff au< geſprochen ; da hat er, der Doctor, noh 
einen größeren Muth und Geiſt gewonnen, daß er weder den Zeuffel no) 
kein Unglü> fürchten wollt. Darauff fichs zugetragen, daß der Teuffel 
dieſem Doctor erſchienen, in Geſtalt eines zottigen Bo>s, mit langen Hör- 
nern, und hat ſi< an der Wand laſſen ſehen, welches der Doctor, daß 
es der Teuffel wäre, hat gemerkt, deßwegen ein Herz gefaßt, den Bo bei 
den Hörnern erwiſcht, ihn von der Wand geriſſen, auff den Tiſch ges 
Ihlagen, daß ihm die Hörner in der Hand geblieben, und der Leib ver- 
ſhwunden. Dieſes hat ein anderer geſehen und gedaht, Ey hat diß der 
Doctor gethan, ih wills au< na<hthun; bin ih do< ſo wol getauft als 
er: und da ihm aud) der Teuffel in eines Bodes Geftalt begegnet, ift er 
ihm aus Vermeſſenheit an die Hörner gefahren, aber der Teuffel hat ihm 
den Hals umgedrehet, und ihn erwürget 1),“ 
Ueber Tortur und Beſtrafung neigt Waldſchmidt mehr der ſtrengeren 
Praxis zu. Dieſes erhellt ſhon daraus, daß kleine Kinder, welche, wie- 
wohl unwiſſend und unmündig zu dieſem Laſter verführt, mit dem Tode 
zu ſtrafen ſeien, jedoch niht mit dem Feuertode. Wenn ſie aber Reue 
und Leid offenbaren und gewiſſe Hoffnung auf ihre Bekehrung und Be- 
ſtändigkeit von ſi geben, ſo können fie mit Ruthen, gezüchtigt und von 
frommen Leuten zur Unterweiſung übergeben werden und am Leben 
bleiben. Nam, quem peccasse poenitet, paene innocens est, ſagt 
Seneca ?). 
1) Waldſchmidt pag. 615. 
2) Waldſchmidt iſt der Anſicht, daß niht blos die Hebammen viele kleine 
Kinder tödten, wie z. B. in Straßburg und Baſel, wo eine Hebamme 40, eine 
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