Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Zweites Kapitel. Die Prediger oder der Hexenwahn auf der Kanzel, 319 
frage ih. „Nein, ganz und gar niht.“ Nah dem Wort Gottes befiehlt 
Gott der lieben Obrigkeit als ſeinen Amtsleuten und Statthaltern, daß 
ſie die Hexen vertilgen, ausrotten, ſteinigen und alſo nicht leben laſſen 
follen. Zu dieſem Zw>e will er in ſeinem Tractätlein die Unholden in 
Geſtalt einer Coppel von zwölf Rotten auf die Schau und allgemeinen 
Marktvlay Deutſchlands ziehen und führen, es ſeien aber keine Coppeln 
von wohlgezierten, freudigen und köſtlichen Roſſen, ſondern von alten ab- 
gerittenen , garſtigen , unfläthigen, grindigen und ſ{häbigen Hexengäulen. 
Dur< 24 Kapitel läßt er ſeine zwölf Rotten aufmarſchiren. Jn dem 
20. Kapitel beglaubigt er die Lehre von den Fncuben und Succuben. 
Im 21. Kapitel die Gewalt des Satans dur<h Ungewitter und andere 
Uebel Schaden anzurihten. Im 23. Kapitel fordert er die Obrigkeit 
auf, die Zauberer auszurotien und zu vertilgen. Nur mit wenigen 
Ausnahmen läßt ec im Kapitel 24 den Zauberern das Himmelreich ver- 
\{loſſen ſein. 
6. Der Prediger Hermann Samſonius, Superintendent zu Riga, 
ließ im Jahre 1628 Hexenpredigten erſcheinen !). Dieſer ma<ht ſih auh 
an die Zöfung der Frage, warum gerade im Lichte des neuen 
Evangeliums ſoviele Zauberer und Hexen gefunden würden. Er weiſt 
auf daS gerechte Gericht Gottes Hin, welcher nicht al8 Vater, fondern als 
zürnender Richter wegen des Ungehorſams und der Verachtung des gött- 
lichen Wortes ſtrafe, und die Menſchen ihrem verworfenen Sinn über= 
laſſen, ſo daß ſie der Lüge Glauben ſchenken. 
7. Zehner, 1566—1612, ließ ebenfalls Hexenpredigten erſcheinen, 
worin er den Teufelsbund beſtätigt und mit vielen Erzählungen aus- 
ihmüdt. Der Titel lautet: „Fünf Predigten von den Hexen , ihren 
Anfang, Mittel und End in fi) haltend und erklärend. Aus heiliger, 
göttliher Schrift und vornehmfter alten Kirchenlehrer zuſammengeſtellt 
und von deſſen gehalten in der Pfarrkirchen zu Schleuſingen dur 
Soahinum Zehner , Pfarrex daſelbſten und Hennebergiſchen Generalſuper- 
intendent, Leipzig 1613 ?). 
8, Mengering, Prediger, gab heraus ein Fnformatorium conse. 
evangelicum3). Auch deſſen Predigten find voll unglaublicher Zaubers 
1) Rostoff II. Th. 310. Der Titel lautet: Neue auserleſene und wohl: 
begründete Hexenpredigten. 
2) Die Pfarrherren von Schweinfurt hatten in ihrem Gutachten fi auf 
dieſe Predigten berufen und ſelbige citirt. ©. 85. 
3) Der vollſtändige Titel lautet: Informatorium conscieutiae evangelicum. 
Evangeliſches Gewiſſens-Reht, Rath und Unterricht, wie man bei den ordent- 
lichen Sonntags-Evangelien ſein Gewiſſen in Acht nehmen und bewahren lernen, 
darinnen faſt in 700 Gewiſſensſcrupeln und Zweifelsfragen ventiliret und er- 
brtert werden durch Arnold Mengering, Superintendent zu Halle in Sachſen, 
Gedrudt Altenburg bei Dito Meichaelen 1644. 
  
  
 
	        
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