Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Drittes Kapitel. Die Moraliſten. 325 
menfhlihen Handlungen in Bezug auf die Geiſter, und die dritte über 
die menſ<hlihen Handlungen gegenüber den Mitmenſchen. Hier an 
dieſer Stelle iſt nur die zweite Sektion von Wichtigkeit, Sie zerfällt in 
acht Kapitel, von denen hauptjähli das fünfte von dem gottloſen Trei- 
ben. der Hexen handelt. Er erklärt, die Hexen ſeien durch den Teufel 
im Stande, fih unfihtbar zu machen, nächtliche Zuftfahrten zu unter- 
nehmen, ihre Mitmenſchen fo zu täuſchen , daß fie ſi< in wilde Thiere 
verwandelt glauben, Unmetter zu erregen und ihren Nebenmenihen Mil 
zu ftehlen. In Betreff der Richter lehrt er, daß es ihre Heilige Pflicht 
ſei, die Hexen aufzuſuchen und zu verbrennen, weil ſie alle Unheil und 
Schaden bei ihren Mitmenſchen anrichien oder, wenn es bei einigen nicht 
vorkomme, doh die Abſicht haben. Die Weiſſagungen der Aſtrologen 
ſind für ihn niht von unfehlbarer Gewißheit, jedoch erfüllen fie ich in 
vielen Fällen mit großer Wahrſcheinlichkeit. Geſpenſtererſheinungen hält 
er nach Luthers Anſchauung für Vorſpiegelungen des Teufels und erklärt 
es für unmöglih, daß die Verſtorbenen zurü>kehren könnten. 
3, Der bedeutenſte Caſuiſt iſt unſtreitig der Pfarrer und Super- 
intendent an der Univerſität Wittenberg, Dr. Friedri<h Balduin. 
Sein »tractatus de materia varissime antehac enucleata, casibus 
nimirum conscientiae summo studio elaboratus« wird auf dem 
Titelblaite mit dem Epitheton ornans eingeführt »luculentus, post- 
humus, toti rei publicae christianae utilissimus !).« 
Dieſes Werk erſchien nah dem Tode des Verfaſſers, welches mit 
einem 10 jährigen Privilegium des Kurfürſten Joh. Georg von Sachſen 
für deſſen Erben geſhüyt wurde. Derſelbe bezeichnet den Autor als 
hochgelehrt und empfiehlt ſein Werk vorzüglih den Pfarrern auf dem 
Sande, wie auch der ſtudirenden Jugend. Der Verleger verſäumt niht 
in der Vorrede vom 1. Mai 1628, an dem erſten Jahrestage des Ab- 
lebens des Verfaſſers, dieſem ſeinem Werke das Lob „eines goldenen 
Buches“ zu ertheilen, »in quo nihil superstitionis, nihil conspiratio- 
nis, nihil periculi aut fallaciae,« dem Verlebten aber die Gemeinſchaft 
zder himmliſhen Akademie“ zuzuerkennen. Das Werk umfaßt vier 
Bücher, welches auf 1281 Seiten alle Gewiſſensfragen bezüglih der 
Religion , des Cultus , der Sakramente, des Gebetes , der Gelübden, 
des Eides, der guten und böſen Engel, der Wahrſagerei, der leiblichen 
und geiſtigen Güter des Menſchen, der gejellichaftlihen Pflichten der 
Eltern, Kinder, Magiſtrate u. |. m. umfaßt. Für unſern Zwe> dienen 
die Kapitel IV, V, VI und VII des zweiten Buches, welche über 
Melancholiker, Zauberer, Wahrſager und Geſpenſter handeln. Jn Kap. TV 
  
1) Wittenbergae impensis Pauli Helwigii bibliographi anno 1628. 
 
	        
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