326 Zweiter Theil. Fünftes Buch. Der Proteftantismus und der Hexenwahn.
räumte er dem Teufel eine gewaltige Macht über den Menſchen ein,
und niht nur ihm, ſondern auh ſeinen Werkzeugen. Lehteren ſchreibt
er ſogar die Macht zu, andere beſeſſen machen zu können. Das ganze
Kapitel V Handelt von Zauberei und Hexerei, Er verwirft jegliche
Erlernung und Gebraud) der Magie, d. h. der Kunſt, welche die Men-
hen mit Hülfe des Teufels zum Nuben oder Schaden ihrer Mitmen-
hen ausüben. Den Religionswe<hſel, ohne triftigen Grund, ſchreibt er
der Magie zu; ferner daß man fich nicht von einem Playe zum andern
bewegen könne, gegen ſeinen Willen zu Jemanden unerlaubte Neigung,
wie auf der anderen Seite Haß verſpüre, daß Eheleute in Zank
und Hader leben, daß die Richter ſo getäuſcht werden, daß fie einen,
der Unretht hat, begünſtigen. Auch theilt er den allgemein verbreiteten
Glauben, daß die Menſchen mit Hülfe des Teufels fi [<hußfeſt machen
können, ja ſelbſt die Macht Haben fie) plöglic) aus der Mitte der Menſchen
in die Lüfte emporzuſhwingen. Ebenſo die nähtlihen Fahrten der
Hexen zu ihren Verſammlungen áäuf Beſen, Böen u. |. m. hält er für
rihtig und wahr. Ferner fucht er zu beweiſen , der Teufel und ſeine
Werkzeuge , die Hexen , könnten den Menſchen ſo täuſchen, daß er fi in
ein wildes Thier verwandelt glaube. Au<h das Erregen von Gewitter,
Sturm, Hagel, das unſichtbare Stehlen von Getreide, Milch, Butter
u. ſt. mw. ſchreibt er der Macht der Hexen zu.
Daher ermahnt er am Schluſſe die Richter, daß es ihre ernſte und
heilige Pflicht ſei, die Hexen aufzuſuchen und zu verbrennen, weil ſie die
Menſchen verderben, felbft ihre eigene Sinder dem Teufel opfern, die
Kinder im Mutterleibe tödten und durd) ihre verruchtes Treiben dem
Staate ſ{hädli< und verderbli find. Syn Betreff der Geiftererfcheinungen
lehrt er, daß ſie Gebilde des Teufels ſeien, der die Geſtalt, die Haltung
und die Stimme des Verſtorbenen nahahme. Erſchre>ende und drohende
Traumgeſihte erſcheinen und beängſtigen die Menſchen am meiſten da, wo
Unglaube herrſcht, an einſamen Orten, wo öfters Verbrechen verübt wur=
den, bei Kindern , die ihre Eltern mißhandelten, bei Herr)chern, die ihre
Unterthanen ungereht und grauſam behandelten, wo unbeerdigte Leichen
liegen. Es ſei erwähnt, day Balduin der Aſtrologie weniger Einfluß
und Werth zuerkennt, als die meiſten ſeiner Zeitgenoſſen. Er will
nur ihre natürlichen Einwirkungen, wenn auh große, gelten laſſen.
Als Curioſum ſei no< bemerkt, daß er Luther unter die Heiligen ver=
ſett.
„Dann bedenken wir, daß auh heilige Männer von den Ge-
ſpenſtern heimgeſu<ht wurden, wie beſonders Gregorius, Antonius und
unſer Luther.“ ©. 832.