Drittes Kapitel. Die Moraliften. 329
Fenſter aus. Wann ich ins Bett gegangen, bin ih auf Stednadeln
gefallen, daß ſie krumm geworden, haben mich aber doch nicht verleßet.
Sch ging eben einmal zu einem Maleficianten und meine Yrau blieb
zu Haus, da fam mitten in die Stube ein jhrwarzer Vogel in der Größe
einer Dohle; da dachte meine Frau, fie wollte ihn tödten, weil aber alle
Meſſer verſchloſſen waren, ſo hohlte ſie den Bratſpieß und ftoßt nad)
dem Vogel, daß er weggefahren und man nicht geſehen, wohin; allein
Blut lag da. Meine Sachen find endlid) alle auf die Canzlei lommen,
aber die Kleider waren zerſhmettert und zerſhlagen. Ein andermal
hatte ich eben eine Vocation an Hof, ſo wollte ih denn geſhwind noh
einen Sallat und eine Bratwurſt eſſen, ih aß aber nur ein wenig und
meine Frau auh niht viel circa horam 10; da mußte ich alles evo-
miren, was i gegeſſen hatte, au meine Frau. Der Hund, der das
Vomirte gefreſſen, vomirte au<h, allein die Kaye ſtarb daran. Da
weiß ich denn nicht gewiß, ob mir der Teufel mit Gift vergeben wollte,
oder niht. Wenn ich einen Degen hatte, war ih ſiher von vornen,
wenn ih ihn wieder weglegte, bekam ih Schläge und Stiche wie vorher.
Wenn ih geſchlafen, und zwei Mann haben mir beſtändig mit Degen
über dem Geſicht gefochten, ſo war ih ſicher; ſo bald fie aber nicht mit
dem Gewehr focten, jo hatte ich meine vorige Qual. ch habe den
Zauberbalſam gebraut aus der fürſtlihen Apothek zu Stuitgardt ; allein
es hat meiner Frau nichts geholfen, Als fie aber einmal einen ſehr
diden Baden bekommen, hat mir ein Medicus ein Buh ge-
ſandt, worin ein Recept ſtand sc. ein Rauchpulver, das ließ i< im
der Apothek zure<ht ma<hen und thats auf die Kohlen, hielt hernah
meiner Frau den Kopf darüber, und hohlte einen Wafjerihöpfer — und
zog ihr ſelbſt heraus einen Haufen Zwirn , Pferdehaar und des Zeugs
mehr, daß der Schöpfer faſt voll war. ch habe niemals etwas geſehen,
aber gefühlt habe ich genug. J< ſaß einmal und ſchrieb, da nahms
einen ganzen Kolben Branntwein und ſchüttete mirs über den Hals
und meine Schriften. J< bin allezeit in meinem Hauſe geblieben, ob
mir glei) meine Herrſchaft ein ander Haus hat geben wollen. Jh
wollte einmal Tabak rauchen und ſuchte meine Pfeife und Tabak, allein
es war alles fort. Von ungefähr kam ih s. v. auf das Zecret, da
lag meine Pfeife, halb mit Menſchenkoth beſudelt und halb mit Tabak
beſtreut, und wog die Tabaksblaſe und die Pfeife ſo ſ{<hwer, daß ih
meynite, ih hätte Gold darin, allein es war Dre>. — Es hat Niemand
ſonderlich geſchadet, außer einem Manne, der eben einmal in meinem
Hauſe war, als es ſo tournirte und tumultirte, und dabei ſagte: Wenns
fein Pfarrhaus wär, ſo fluht i< einmal re<t. Als er nun aber eben
gefluchet, da fuhr ihm gleich eine Schüffel durch die Luft an die Naje,