Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
338 Zweiter Theil. Fünftes Buch. Der Proteftantismus und der Hexenwahn. 
Ferner berichtet er Seite 66 der Additiones unter Berufung auf 
das Werk des Heinrich) Morus!) gegen den Atheismus. „Dieſer handelt 
im erſten Buche Kapitel 2—12 von etlichen magiſchen Dingen, als dem 
Sieblaufen, Pferdekuren dur< Worte, Charaktere und dergleichen , von 
Wind und Gewittern, jo dur) Zauberei verurſaht werden; von dem 
Fahren der Menſchen dur< die Luft, von Poltergeiſtern in den Häuſern, 
von Bezauberung der menſchlichen Leiber und von anderen böſen Thaten 
der Zauberer, von ihrer ſhändlihen Vermiſhung mit böſen Geiſtern, 
von wel< allem er alte und neue Exempel aus Büchern und Erzählungen 
anführt, dergleichen ziwar noch mehr bei denen Autoribus , daraus er ſie 
allegirt, fonderlich dem Wierus zu Iefen. Daher ih au< Bedenken ge- 
habt, in dieſem meinem Werke andere Exempel, als die ih ſelbſt mit 
gewiſſen Umſtänden erfahre, und ſolche zu glauben ih mich überzeugt 
halte, anzuziehen.“ 
Auch vom Geſpenſterglauben iſ unſer gelehrter Mann angefüllt. 
Der 8. 6, I. Th. trägt die Ueberſchrift : „Beweis der Wirkung der Geſpenſter ; 
Gleichniß von der Kraft des Windes, den man nicht fieht.. ." „Bon Ges 
ſpenſtern findet man unzählige Hiſtorien, welche zwar gleicher Geſtalt ver- 
worffen und abgelehnt werden wollen, und mag ſeyn, daß ‚bisweilen 
Betrug oder Einfalt mit unterlauffe.e Daß aber durch Geifter und Ges 
ipenfter ſolche Dinge geſchehen , die kein Menſh ausrichten fann, deſſen 
wird man auch dur unwiderſprehliche Exempel überwieſen. Aus eige- 
ner Erfahrung könnte unter andern ein friſcher Caſus angezogen werden, 
da ein adelicher Meierhof oder Forwerg, darüber ih Freund- und Vor- 
mundſchafff wegen zu disponiren gehabt, in höchſter Gefahr geſtanden, 
und man ſ{on auf Anſtalt denken müſſen, ſolchen zu verlaſſen, und den 
darinnen befindlichen Vorrath an Viehe und Getreyde anders wohin zu 
bringen: Es wurde Feuer hin und wieder an gefährlichen Orten ange- 
legt gefunden, ſo doh nicht zündete, das Geſinde wurde mit Steinen, 
Holz und Unflath gemorffen, ihre Speife verderbt, ihr Geräthe auf hohe 
Bäume, dahin kein Menſch ſteigen, oder mit Stangen und Leitern, ohne 
Hülfe vieler Perſonen, reichen konnte, gehänget befunden. Kein einziger 
Umſtand konnte erſonnen oder ausgeforſchet werden, daß es dur Be- 
trug und Schelmerey des Geſindes oder anderer Leute geſchehe, kein 
Mittel war davor zu erdenken , bis \ihs endlih ſelbſt verlohren, und 
1) Dr. Henry More gab 1681 das Werk des Engländers Joſef Glanvil 
(1636 + 1680) heraus: »Sadducismus triumphatus«, worin der Hexenglaube 
mit geiſtreichen Gründen vertheidigt wird. More war Philoſoph; ihm ſtand zur 
Seite Caſaubonus, Dechant von Canterbury und der hohkir<l. Theologe Codworth. 
Heppe-Soldan II. 232,
	        
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