Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
340 Zweiter Theil. Fünftes Buh. Der Proteſtantismus und der Hexenwahn. 
Am Schluffe jpricht der Präjes dem Johann Reiche verdientes Lob mit 
der Aufforderung, auf dem betretenen Wege fortzufchreiten. 
Thomaſius hat Entſtehung und Entwidelung jeiner joriftftellerifchen 
Laufbahn ſelbſt dargelegt in der von ihm verfaßten Vorrede zu dem 
Werke Johann Webſters , Unterſuchungen über Hexereien, deſſen Ueber-= 
ſezung er ſelbſt veranlaßte. Es folgte noh im gleichen Fahre eine Dis- 
putation über die trügeriſchen Fndicien der Magie. Alsdann erſchien 
im Jahre 1703 dur<h Yohann Reihe eine Sammlung von Schriften: 
„Vom Unfug des Hexenproceſſes.“ Zu dieſer Sammlung gehören: 
1, Das Schriftéhen eines Annonymus, betitelt : malleus judicum, d. h. 
Geſezhammer der unbarmherzigen Hexenrichter. — Eine Abhandlung mit 
neun Kapiteln; 2. die cautio criminalis von Spee; 3. die chriſtliche 
Erinnerung an Regenten und Prediger, wie das Laſter der Zauberei mit 
Ervſt auszurotten und beſcheidentlih zu verfolgen, von Johann Meyfahrt. 
Dieſer Mann iſſt Profeſſor der Theologie und ſehr fromm. Jedes Kapitel 
beginnt er mit dem Gebetsſpruche: mit mir, o Jeſu, fange an und mit 
mir höre auf. Am S{hluſſe: mit mir, o Jeſu, höre auf und mit mir 
fange an. Den Regenten und Predigern zeigt er die ſhwere Berant= 
wortung, welche ſie in der gräulihen Hexenverfolgung auf ihren Ge- 
wiſſen tragen. Endlich 
4. viererlei Sorten von Hexen-Acten, um fowohl die vermeint- 
liche Zauberkunſt und Betrug, als auh die kindiſchen Fndicien der Zau- 
berei und andere Mißbräuche des Hexenproceſſes offenbar zu machen. 
Das Vorgehen von Thomaſius war an und für ſi< niht neu. Vor 
ihm hatte Johann Brunnemann, Samuel Stry>, Ericus Mauritius, 
Struvius, Coccejus, Sebaſtian Meyer über dieſelben Materien in gleichem 
Sinne geſchrieben. Selbſt wenige Tage vor der Disputation vom 6. No= 
vember hatte ein F. M. Brähm an derſelben Univerſität zu Halle über 
die „trügeriſhen Jndicien der Magie“ disputirt und die Falſchheit der= 
ſelben nahgewieſen. Noh 1708 hatte ein Juriſt aus Pommern über 
denſelben Gegenſtand in deutſcher Sprache geſchrieben und dieſen Tractat 
unter dem Namen Alois Claritinus zu Stargard veröffentliht. Trob- 
dem hatten alle dieſe Werke kein beſonderes Aufſehen erwe>. Bei Tho= 
maſius ſorgte ein Gegner dafür, daß ſein Name eine Berühmtheit wurde. 
Dieſen Erfolg verdankte er dem Pfarrherrn zu Sterup Peter Gold- 
ihmidt, welcher fich bereits in der Literatur einen Namen von 
zweifelhafiem Werthe errungen. Er hatte 1698 ein Buch erſcheinen 
laſſen unter dem Titel: „Hölliſher Morpheus, welcher kund wird dur 
die geſhehenen Erſcheinungen der Geſpenſter und Polter-Geiſter, ſo bis- 
her zum theil von keinem einßigen Scribenten angeführet und bemerkt 
worden find, darcıs nicht allein erwieſen wird, daß Geſpenſter ſeyn,
	        
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