Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
344 Zweiter Theil, Fünftes Buh. Der Proteftantismus und der Hexenwahn. 
gelehrtes Werk: »Tractatus de fascinatione novus et singularis, in 
quo fascinatio vulgaris profligatur, naturalis confirmatur, et 
magica examinatur, Nürnberg 1675.« Fromann wurde von ſeinen 
Zeitgenoſſen ſehr geſhäßt. Nah dem Titel zerfällt ſein Werk in drei 
Theile: 1. de fasc. vulgari seu poëtica; 2. de fasc. naturali seu 
philosophica; 3. de fasc. magica seu daemonica. Er befolgt die 
Methode, die verſchiedenen Anſichten über die einzelnen Punkte voraus- 
zuſchiden, um dann die ſeinige na<folgen zu laſſen. Die Fascinatio, 
d. h. Vorſpiegelungen, definirt er folgendermaßen: Est actio, qua cor- 
pori noxa visu, verbis, contactu aut effluviis malis, occulto modo 
agentibus, per vim, seu naturalem seu supernaturalem, inferri 
putatur. Der hier in Betracht kommende dritte Theil zeigt die ver- 
ſchiedenen Arten, wie der menfjchlihe Körper bezaubert werden kann, 
deren Urſachen, Gegenſtand, [d. h. ob Geift oder Leib, natürliche Dinge 
oder Elemente] Kennzeichen, Zwe> und Heilmittel. Bei leßterem ift zu 
unterſcheiden ein dreifaches: ob durch göttliche, natürliche oder teuflifche 
Heilmittel. Jntereſſant ſind die Kapitel über die natürlichen Arznei- 
mittel, indem er einen ganzen Catalog von Recepten gegen zauberifche 
Krankheiten zuſammen ſtellt, Statt des gewöhnlichen Recipe in latei- 
niſher Sprache führen wir ein ſolches in deutſher Sprache an. Beer 
in ſeiner Wachholder- Apothek pag. 511 empfiehlt den Wachholder, um 
Zaubereien zu vertreiben mit dieſen Worten: „Conradus jchreibet in 
ſeiner Medulla pag. 463, daß für allerlei zauberiſhe Einſchüſſe, Schä- 
den und Zuſtände, man bey den zauberiſ<hen empfangenen Gifften, wo 
ſih am Leibe Schmerzen erzeygen, denſelben Ort mit S. Johannis Oel 
jhmiere, und Wachholderbeer zu einem Mues ftoße, oder, fo ſie dürre, 
im Waſſer ſiede und darüber lege, und auf 24 Stunden ungefähr darüber 
liegen laſſe. Und wo zauberiſhe Beulen aufwachſen, ſo fol man Wad- 
holder-Saly, und zweymal fo ſ{<hwer gebratene Zwibeln zuſammen wol 
untereinander ſtoßen und auf ein leinen Tüchlein geſtrichen über den 
Schaden legen. Daneben ſoll au< der Patient von Wuchholderbeer- 
Körnlein, St. Johannis Kraut oder Wohlgemuth trinken.“ Nicht erlaubt 
ſind die Zaubermittel, um angerichteten Schaden wieder zu beſeitigen. 
Fromann räumt dem Satan eine große Macht ein über alle Kreaturen. 
Mit Gottes Zulaſſung kann er dieſelbe auh ſeinen Werkzeugen, den 
Hexen , mittheilen; daher theilt er auh die abergläubiſchen Vorſtellungen 
ſeiner Zeit über Wettermachen, Verbringen von Getreide, Milh und 
Fleiſh, von Fncuben und Succuben, Neſtelklnüpfen und MWechjelbälgen, 
den Luftfahrten, dem Einflößen von Haß oder Liebe, Zu- und Abneigung 
unter Eheleuten u. j. w. Auch bezweifelt er niht die Kunſt, mit Teu- 
fels Hülfe ſich ſhuß- und feuerfeſt zu mahen! Schiffe an ihrer Fahrt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.