Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Zünftes Kapitel, Die Mediciner im 16. und 17. Jahrhundert. 845 
zu hindern, den Tod zu verlängern oder zu beſhleunigen, den Menſchen 
zu täuſchen, daß ſie glauben, in Wölfe verwandelt zu ſein oder zu ſehen 
Etivas, was nicht geſchieht ; inſonderheit vermag der Satan eine Menſchen- 
geſtalt anzunehmen auf zweifache Weiſe: entweder einen ſcheinbaren Leib, 
aus comprimirter Luft gebildet, oder einen wirklichen Leib, indem er einen 
nicht verwejenen todten Leichnam annektirt. Wie das Auge, ſo kann er 
au alle andere Sinne täuſchen , als Gehör, Gerud, Geihmad, Gefühl. 
Als Anhang ſind no<h fünf Theſen behandelt, nämli<h 1. die Zahl 
der Dämonen ift überall jehr groß; 2. aud) die Zahl der Zauberer und 
Zauberinnen iſ ſehr groß !); 3. der Satan iſt der größte Feind Gottes 
und des Menſchengeſchlehtes; 4. der Teufel iſt der Affe Gottes. Jm 
Prolog wie im Epilog gibt er Beweiſe von ſeiner Frömmigkeit. Er ruft 
in erſterem die göttlihe Güte an, daß ſeiner Arbeit Loyn darin beſtehe, 
alle ſataniſchen Vorſpiegelungen zu zerſtören und alle Mißgeburten des 
Aberglaubens in kluger Weiſe ohne Gefährdung der Unſchuldigen zu 
Boden zu fehlagen und des Satans Arglift und Trug mit dem Lichte 
der Wahrheit zu vernichten. Am Säluffe ſeines faſt 1100 Seiten um- 
faffenden Werkes bringt er dem Dreifaltigen mit warmen Worten den 
\huldigen Dank entgegen, wiederholt von Neuem, wie groß die Zahl 
Derer ſei, welche der ſataniſchen Liſt zum Opfer fielen. Dann aber ruft 
er den göttlichen Geift an, daß er weit von uns ſ{heuche aller unſerer 
Feinde Nachſtellungen, die feurigen Pfeile des Satans tapfer abwende 
und uns nad Befiegung aller Feinde zur himmliſchen Burg hinüber 
führen wolle. Aus der großen Zahl derjenigen Aerzte, welhe an zau« 
beriſhe und teufliſhe Krankheiten glaubten und darüber Schriften ver- 
öffentlichten, nennen wir: Dr. Weer, Baricellus, Sennert, Ader, Cäſar, 
Salmaſius , Fernell, Zacchias ?), Carthanus , Vallefius?), R. Godlenius, 
Hofmann, Eraſtus, Langius, Henricus ab Heer, Benivenius, Thimäus a 
Guldenklee, Bartholinus, Sebizius, Caspar a Rejes, Merhlinus, Rolfing, 
Cpnringius, Johann Georg Roſa, Myntichtus, Eiſenmenger, Salmuth, 
Göller, Carl von Gogler, Schodius, Franz Joel, Hartmann, Matthias 
Thilfing, Ganzius, Lud. Grupelius, Baptiſt Condronchius u. a. m. 
1) Als Haupturſache, daß es mehr Hexen als Zauberer gebe, ſei zu betrach- 
ten: die Schwäche des weiblichen Geſchlechtes ; als Specialurſache: curiositas et 
credulitas, cupiditas, libido, egestas. Die Frauen ſind geſchi>ter in der Der: 
mehrung ber Zahl der Complicen und bereitwilliger das vom Dämon Aufgetra- 
gene zu befolgen. Lehteres ift begreiflich,; denn nach Yreudius {illt er die 
Hexen, wenn das Unwetter nicht folgt, oder fchlägt fie auch, wohl mit Fürwenden, 
daß fie damit unfleißig ſeien umgegangen, oder weiß ſonſt eine Aus flucht. S. 648. 
2) »Medicorum princeps, omniscius,« Putter 36. 
3) »Daemon est causa externa morborum.« Soc. philosophia. pag. 169, 
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