Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Sechſtes Kapitel. Gegner. 347 
Sechſtes Kapitel. 
Gegner. 
1. Gegenüber den im Zauberglauben feſtgebannten proteſtantiſchen 
Theologen macht es einen erfreulichen Eindru> am Beginne des 17. Jahr- 
hunderts au< eine verſöhnlichere und mildere Sprache zu vernehmen, 
welche Verwandtſchaft hat mit jener des Jeſuiten Fr. von Spee: „Gründ- 
licher Bericht Antonü Praetori, Lipsiano-Westphali von Zauberei 
und Zaubern.“ 4. Auflage, Frankfurt 1629, Die erſte Auflage erſchien 
1602. Der Berfaffer richtet feine Schrift an ſeine Landsleute in ganz 
Weſtphalen , veranlaßt dur< die Wahrnehmung, daß jhon viele unter 
ihnen über dieſen Gegenſtand geſchrieben haben , als: Jodocus Hoer in 
Osnabrü>; Dr. Johann Wierus, M. Hermann Wittekind, zu Roden bei 
Jſerlon geboren, Mathematicus und Profeſſor in Heidelberg ; endlich 
Dietrih Graminäus, Anwalt im Fürſtenthum Berg. Noch mehr aber, 
weil etliche Oberen und Beomte theils übermäßig ſtreng und hart, andere 
theils zu viel Geduld und Unverſtand gezeigt. Er will, daß die Obrigkeit 
den Unſchuldigen niht drü>e, den Schuldigen niht ſ{<müd>e, ſondern 
re<t hindur< gehe zur Erbauung und nicht zur Verderbung vieler Seelen. 
Die Schrift führt fih ein als: „Beri ht von den Zauberen und ihrem 
Fürnehmen: Auch wie ihnen dur< ihre Obrigkeit zu wehren.“ Syn dreie 
zehn Kapiteln auf 174 Seiten behandelt der Autor die einschlägigen 
Fragen über Urſprung, Arten der Zauberei, ſowie der Wirkungen, Ver- 
derblihkeit und Sündhaftigkeit derſelben. Der Verfaſſer iſ in ſeinen 
Anſchauungen ſehr maßvoll, in ſeinen Forderungen ſehr human und 
<riſtlih geſinnt, und unterſcheidet ſi<h dadur<h ſehr vortheilhaft von ſeinen 
übrigen Collegen. Er iſ kein Freund der Tortur und der Waſſerprobe, 
er geht namenilih ſ{harf mit den Richtern in's Gericht. Auf Seite 121 
zeigt er, daß viele Richter wider kaiſerlihe Ordnung handeln , wie ſie 
härter plagen, als der Teufel ; ſie werden ſ{huldige Todtſchläger an Eltern, 
Kindern und Freunden, menden fich jelbft zu zauberiſchen Teufelskniffen 
in der Folterung. Seite 127 plaidirt er für den Saß: „Beſſer ſhuldiges 
Blut zu erhalten, als unſchuldiges Blut zu vergießen.“ Ebenſo zeiht er 
ſie dreifacher Ungerechtigkeit in der Strafe, a) Uebelthäter zu verdammen, 
ehe fie aus dem Gefängniſſe vor's Gericht geftellet, b) gleiche Strafe für 
ungleiche That, c) heimliche Zauberer werden beſtraft, öffentliche freige- 
laſſen. Zur Bekämpfung der Zauberei empfiehlt der Verfaſſer , Kirchen 
und Schulen wohl zu beſtellen, Seite 157, und keine Koſten zu ſparen, die 
Jugend zur Kirche und Schule anzuhalten, ebenſo für eine gute Polizei- 
ordnung zu ſorgen und alle abergläubiſchen Bücher zu verbieten und 
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