Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Sechſtes Kapitel. Gegner. 349 
wandte lebten. Hier hatte er Gelegenheit, Hinrichtungen von Hexen 
anzuſehen, wie Profeſſor Scribonius von Marburg einſ in Lemgo. Doch 
war die Wirkung eine verſchiedene. Scribonius veröffentlichte daraufhin 
ſeine Schrift: „Bericht von Erforſhung Prob und Erkenntniß der Zau- 
berinnen durs falte Waſſer.“ Lemgo 15831), 
Bekker dagegen ſah id) angeregt, einen Verſu<h zu wagen, die Welt 
von dem Zauberwahne zu befreien. Er veröffentlichte ſein berühmtes 
Werk: „Die bezauberte Welt“ 2). Den Hauptangriff richtete Bekker gegen 
die Natur und Wirkſamkeit des Satans, von wel<hem er behauptete, daß 
er keines von den ihm zugeſchriebenen Werken verrichten könne, als Pacte- 
\hließen , Buhlſchaft halten, leiblih erſcheinen u. |. m. Er will das 
Papſtthum für dieſe Vorſtellungen verantwortlih machen, welches dieſe 
Lehren aus jüdiſchen und heidniſchen Vorſtellungen geſhöpft habe. Der 
einzige Ort, wo der Satan wirkſam quälen könne, ſei die Hölle. Die 
ſolhen Behauptungen widerſprehenden Stellen der Bibel glaubte er, 
dur< eine freie oft geſ{hraubte Exegeſe, in ſeinem Sinne umdeuten zu 
fönnen. 
Dieſes Werk von Bekker erregte ein großes Aufſehen und einen 
gewaltigen Sturm gegen den Verfaſſer. Nah Veröffentlichung des erſten 
Buches 1691 trat die reformirte Synode zuſammen , von welcher Bekker 
ſeines Amtes entſeyt wurde. Man beſchuldigte ihn der Keyerei , ſelbſt 
des Atheismus oder des Adämonismus, weil er des Dämons Exiſtenz 
im Grunde leugne. Von dem gewaltigen Eindru> ſeines Buches gibt 
die Zahl ſeiner Gegner den beſten Beweis: M. Leyde>der, Petr. Poiret, 
Joh. a Mar>, B. Falk, Joſef Glanvill in Holland; in Deutſchland 
waren es Pfeiffer, Winkler, Beerens, Zobel und Goldſhmid. Jhre 
Geſammtzahl wurde recenſirt 1692 in Boe> Zaal van Europe?). 
Der Paſtor zu Sterup Peter Goldſhmidt beehrte ihn mit einer 
Gegenſchrift „Hölliſher Morphäus“ 1690. 
Faſt ein Vierteljahrhundert ſpäter trat gegen ihn auf Carl Fr. Romanus 
(Römer) in einer Streitſchrift »Shediasma polemicume etc. vulgo „ob 
wahrhaft Geſpenſter, Zauberer und Hexen ſeien?“ Leipzig 1717, 73 pag. 
in 4%, Der Verfaſſer, ein Juriſt in Leipzig, polemiſirt in dieſer Schrift 
ebenſo ſehr gegen Thomaſius wie gegen Bekker. Mit fünf Beweiſen jucht 
er den Lehteren zu widerlegen. Am Séhluſſe fügt er eine Ueberſicht über 
die Literatur in Zauberſachen bei. 
1) Prof. Dr. med. Hermann Neuwalt antwortete ihm mit einem „Gegen- 
beriht“, Helmſtadt 1584. 
2) »Te betoouerde weereld« in vier Büchern. 1691—93. 
3) C. F. Römer, »Schediasma polemicum« etc. Seite 3. 
 
	        
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