26 Erſter Theil. Erſtes Buh. Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien.
zur Geltung gelangen; die Macht der Vorurtheile und des Aberglaubens
verfinſterte zu ſehr die Geiſter, ſelbſt der Gebildeten. Es wird bes»
halb Stark vorgefordert und mit dem Jungen Hans Klein confrontirt.
Dieſer beſhuldigt den Stark in Bettingen bei der Taufe zugegen geweſen
zu ſein, daß er Raupen gemadht habe. Stark betheuert bei Gott ſeine
Unſhuld „wie man auf ſolche Reden etwas geben wolle; er wiſſe niht, daß
er dieſen Jungen jemals geſehen“. Der Junge denuncirt no< Starks
Mutter und deſſen Magd. Darauf wird die Verhaftung Starks be-
ichloffen. Stark bittet noch ihm zu erlauben nur zu ſeiner Mutter zuvor
gehen und ihre Saden richtig zu maden. „Soll fortgehen ; es ſei der
Herrſchaft Befehl.“
Hierauf wird die alte Wittib Kleins Mutter vorgeführt, welche
fih für ganz unwiſſend und unſchuldig erklärt; au< dann no, als der
Scharfrichter ihr vorgeſtellt wird. Als ſie aber von dieſem gebunden und
geſchoren wird, bekennt ſie vor zehn „Jahren aus Armuth fih mit dem
böſen Feind eingelaſſen zu haben. Sie denuncirt jech& weitere Perſonen.
Am 20. Februar wird Frau Stark vernommen. Sie verlangt glei
einen Pfarrherrn. Sie wolle ihr Leben gern hergeben; wenn ſie es ſagen
müſſe, ſo lüge ſie. Nur einmal vor 15 Jahren, als ihr Sohn nah
Leipzig ging, ſei fie in Bettingen geweſen. Droht mit dem jüngſten Ge-
riht den Angebern. Jhre Ehe ſei niht glü>li; ſie wolle gerne ſterben.
Sie könne es (das Zaubern) aber nit; man folle fie mit glühenden
Zangen zerreiſſen, wenn ſie habe Kinder ausgraben Helfen, Als Herr
Superintendent erſchienen, if fie doh auf ihrem Leugnen verblieben.
Der Henker wird ihr vorgeſtellt, leugnet noh; dann bekennt ſie etwas aus
St. Andreas Nacht. Aber ihres Zögerns wegen ift ſie geſchoren worden.
Dann bekennt ſie ihre Tauf vor 20 Jahren, habe auh mit dem Teufel
zu thun gehabt und Kinder ausgraben helfen 2c., mat ein langes Be-
kenntniß, ſagt, der Teufel ftehe in der Ede, nennt fieben neue Complicen.
Sie hat dann angefangen auf der Marter (Tortur) zu jchlafen. Mit
dem „Krebs“ iſ ſie wieder gewe>t worden. Hat in Teufels Namen
Blüthen verdorben, Raupen gema<ht, Vieh beſchädigt. Hat Männer ums
gebracht, ihren Mann verflucht.
Am ſelben Tage ſeht die Klein ihr Bekenntniß fort; neben allen
unglaublichen Uebelthaten denuncirt ſie abermals 33 neue Mitſchuldige,
welche „dabei geweſen“.
Am 21, Februar wird der Katalog der „Zauberſchen“ abermal ver-
mehrt dur< die zweite Ausſage der Wittwe Klein, der Großmutter der
zwei Knaben Klein, und zwar um 22 Perſonen.
Als am gleichen Tage dem Jeremias Oeyel verſprochen wurde, daß
ihm nichts geſchehe, begann auc dieſer die Legende von der Hexerei zu erzäh-
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