Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Viertes Kapitel. Die „inficirte“ Jugend. 47 
10. Der kleine Weiß in der Cappelgaß , deſſen Bruder ihm ſolches 
gelehrt, wie ſein Bruder bekannt hat. 
Zur Charakteriſirung dieſer Schlußprotokolle mag das neunte, jenes 
über J. Veltele dienen. 
1. Wie er dazu fommen, weiß er nit. 
IT. Seine Mutter hab es ihn gelehrt. 
TIL. Ob er ſei getauft worden, weiß er nit. Wer ſein „Todt“ ge- 
weſen, auch nit. 
IV. Könnte er nihis, nur allein, daß er und ſeine Mutter, wie 
auch ſein Vater und der Schultheiß, welher einen Topf gehabt, Diels 
Tochter — die haben oben auf dem Galgen mit einander getrunken. 
Judem er gefragt ward, wie er könnte hinauffommen, antwortete er: 
Der Galgen habe fi) gegen ihn gebeuget, alſo ſei er darna<h hinauf ge- 
ſtiegen und Zu>er gegeſſen. 
Pro ultimo, ſo hat er befennet, daß jein eigen Mutter ihn habe 
getauft beim Brunnenthor. Sein „Todt“ iſ geweſen der Bre> Cronle. 
Wer aber dabei geweſen ſei, das wüßte er nit, es wären Viele dageweſen, 
er kenne ſie aber nit. (Vorher nannte er aber 2 Perſonen.) 
NB. 
„Dieſes Büblein iſt mein wildeſter in 5. Claſſe und hat zum deut- 
lichſten geſagt und publice in der Schule vor allen Buben öffentlich be- 
fennet und herausgefagt: „Schulmeifter, ih mag nit in den Himmel, 
jondern in die Höle; da ift das Chriftfindlein, mein Vater und Mutter 
tollen auch hinein.” 
Das war die dritte Geiſtes - Epidemie, welche einen Theil der Be- 
pölferung „die Jugend“ inficirt hatte. Sicherlih war aber Herr Pul- 
mann fein größerer Pädagog und Menſchenkenner , als Herr Pfarrer 
Knoll in Bettingen, der jeden Unſinn, welhen unmündige Kinder vor- 
brachten, als teufeliſhe Offenbarungen hinnahm und dafür ausgab. 
Aber dieſe Kinderepidemie hört damit no< niht auf. Die Acten 
von Wertheim bieten no< weitere Anzeigen von teufliſ< inficirten 
Kindern. 
Folgendes Actenſtü> rührt wohl von einem Theologen her, der zu- 
gleih Rector an einer Lateinſchule war. Das Sthreiben lautet : 
Salutem per Christum a fonte Salutis cum servitiis debitis: 
Wann niht Gott mit ſeiner Gnade mi< ſtärkte, ſo wär kein 
Wunder, daß ih wegen beharrliher Verweigerung des gemeinen Kirchen- 
gebotes noh tiefer in die Tiefe Davidis fiele. Man hält mi< ja ärger 
als einen Excommunicirten. Denn dieſen vergönnt man das gemeine Gez 
bet; aber meinem Kinde und mir verſagt man es. Jſſt das niht ein 
  
  
 
	        
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