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Viertes Kapitel. Die „inficirte” Jugend. 49
Zuerft wird der Schulmeifter vernommen, weldhem mitgetheilt wird,
es gehe der Ruf, daß der Junge ohnlängft dur 2 Weiber zum Schott
hinausgeführt worden ſei, worauf der Lehrer berichtet: Der Junge habe
ihm freiwillig geſagt, daß er von einer Frau und einem Mägdelein
na<ts im Bette aufgehoben und zum Schlott hinausgeführt, hernah
wieder durch denſelben hinuntergelaſſen wurde. Die Frauen kommen
oft und fahren ihn hinaus. Der Junge ſehe gar \{le<t aus, daß fi)
Einer ſeiner erbarmen möge. Aber die Weiber laſſen ihm keine Ruhe.
Hierauf ift der Junge vorgefordert worden in praesentia ſeines
Vaters und Schulmeiſters. Er nennt die Frau Trinfnäßlein und das
Mädchen Urſula Greffin. Dieſe tragen ihn hinaus und haben ihn wieder
den Schlott Hinuntergelaffen. Gefragt, wo ſie dann geweſen, ſagt er in
einem Garten. Was ſie da gethan? Er wiſſe es nit. Endlich auf
vieles Zureden und Bedrohung mit der Ruthe, ſie hätten getanzt. Es
wird na<h dem Spielmann gefragt. Er kenne ihn nit, habe ſ{hwarze
Kleider angehabt. Sie ſeien auf einer Gabel hinaus - und heimgeritten.
Dann ſagt er wieder, ſie ſeien in einem Schel<h (Kahn) hinausgefahren ;
die beiden anderen hätten gefahren. Fn einer Sonntags Nacht ſei es
geweſen, als ſie ihn geholt hätten. Sie hatten an der Thüre gepocht;
er habe niht mitfahren wollen, habe aber gemüßt. Des Trinknäßlein
Sohn ſei au< einmal mitgefahren.
Bei dieſem widerwärtigen Berichte wurde der Vater gefragt, wie lange
es ſei, daß der Junge bei Nacht heimkomme? Er antwortet : es ſeien
beinahe ſehs Wochen, da ſein Weib, als ſie in Umſtänden geweſen, fi)
übel befunden, da ſei der Junge, unangeſehen er ſi<h Abends in ſein Bett
gelegt, um zwei Uhr in der Nacht vor ihrer Stubenthür angefahren
fommen und Alles kohlenſhwarz geweſen, darüber er ſehr erſhro>en. Habe
er aber ſelbige Naht nichts aus ihm bringen können. Andern Morgen
habe er ſeiner Frau geſagt, die Trinfnäßlin habe ihn hinausgeführt.
Dem Jungen wurde ferner zugeſprochen zu ſagen, was ſie in dem
Garten gethan, ſonderli<h auf dem Miſt; worauf er geſagt „ſie ſeien
auf> und abgelaufen;“ Hat auch eiwas vom „Fahren“ geſagt und, daß
fie „überall ausführen.“ Das andere wiſſe er nit. Ob er au< ſchon mit
den Worten, daß man ihn einſperren und ihm nichts zu eſſen geben
wolle, erſchre>i wurde, hat er mehr niht vermeldet als, daß fie gejagt
„er hätte unſerm Herrgott verſhworen,“ bald „fie habe ihn verſhworen,“
habe dem Trinknäßlein na<hſagen müſſen: „Ewig verſhworen hat verloren.“
Nachdem der Junge vor den Grafen und ſeinen Räthen vernom-
men worden war, wurden auh die Geiſtlihen angewieſen ihn ins Gebet
zu nehmen. Dieſe meldeten unter dem 16. Januar das Reſultat ihrer
Prüfung in folgendem Schreiben.
Diefenba<, Der Hexenwahn. 4