54 Erſter Theil. Erſtes Buch. Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien.
7. Verhör vom 7. Mai.
Ausſag und Inhalt ihrer ganzen Procedur ift ihr vorgeleſen
worden. „Ob ſie wohl wiederum etwas tergiverſiren wollen , iſt ſie doh
nohmals darauf beſtändig geblieben, alles mit ſonderlichen Seufzer un?
Beklagen, daß ſie fei- angezeigt... Hab Niemals kein Hoſtie aus dem
Mund genommen; hab au< Niemand geſehen, der ſolche hinaus ge-
bra<ht. Es könne einer die Leute niht ſo alle kennen; es ſei ſo ein
ungeſtüm Durcheinander.
Geſtehet zwar den concubitum diabolicum, ſei aber nur über fie
kommen wie ein Schatten rund rumb und ſei wieder davongeflogen ;
hab einen Leib gehabt, weiß aber niht wie es zugegangen, ſei kein
ſolhes Beiwohnen, wie bei einem Manne.“
Gibt dann no< vier Complices an, die ſie geſehen bei den Con-
venten. Darauf wieder in der Custodie verwahrt worden.
Als Epilog fügt der Schreiber hinzu :
„Als dieſem Weibe beweglih zugeſprochen worden, ihre Seligkeit zu
bedenken, hat man an ihr wahrgenommen , daß ſie an ihrer Seligkeit
zweifelt und die zeitliche Schand derſelben vorziehen wolle. Zſt ihr deß=
wegen ſtark zugeſprochen worden, bis fie endlich ihr Herz ermeicht, ſo
daß ſie Waſſer geweint hat. Die heilige Dreifaltigkeit angerufen, dem
Teufel abgejagt und fich erbothen, fih nunmehr Gott zuzuwenden und
Buß zu thun, auh erbeten ihr Mittel an die Hand zu geben, daß fie
wiederum befehrt und zu Gott gebracht werde, welhes auh von den
Herrn Eraminatoren geſchah.“
8. Vorführung den 30. Mai.
„It Barbara Rüttingerin all ihr vorige Ausfag, ob fie derjelben
geſtändig, vorgehalten worden. Hat fie folches Alles dur und dur
geleugnet und geſchrien, als ſei ihr das Urtheil ſhon gema<ht. Man
werde fie auf einen Karren ſ{hmieden; der Karre ſtehe im Hof oder
davor; ſie muß heut noh fort; begehrt, man ſoll ihr ein Urtheil gleih
ein anderen Hexe machen und den Kopf abhauen. Hat aber kein einzig
Zähren weinen fönnen. Nur gebeten, man ſolle ihr ein ander Urtheil
machen und auf keinen Karren ſ{hmieden, “
Veber dieſem ift ſie dem Meiſter übergeben und der Kittel umgelegt
worden.
Sagt ſie auf vielfältiges Zureden, ſie wollte ja Alles geſtehen, man
ſoll ſie nur auf feinen Karren ſ{hmieden.
Bald leugnet ſie wieder.
Darauf hat ſie der Meiſter mit Ruthen gehauen.
Hierauf bekennt fie, daß Alles, was fie zu unterjchiedlichen
Malen gütlich. und peinlich bekennt, die lautere Wahrheit vor Gott und