56 Erſter Theil. Erſtes Buch. Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien.
ſie anſehen möge; man werde ihr das Leben niht nehmen, ſie habe es
niht verdient.“
Am 5. und 7. November 1641 ift ein Junge, Georg Föhrmann,
im Examen, welcher Zauberei gelernt haben will dur< eine „krummhal=-
ſige Frau in der Eichelgaſſe“, melde ihn getauft mit grüner Schmier
an Herz und Händen. Könne Flöhe, Raupen und S<hne>en machen
aus Stroh und Kirſchenſtielen. Bei den Tänzen habe der Satan Eſſen
bereitet aus ſeinem Kothe. „Eine habe auf dem Kopfe geſtanden und
als Leuchter gedient,” worüber er lacht.
Am 6. November wird eine Frau Katharina Rodftat verhört, melche
von einem ſimpelhaften Jungen als Hexe angezeigt war, weil ſie ihn
duch ihr Fenſter geſcholten und verflucht hatte aus dem Grunde, weil
er vor ihrer Thür getrippelt und ſo ſ{le<t gebetet habe. Sie betheuert
es bei dem Zfaltigen Botte, daß fie keine Hexe ſei; das könne Niemand
jagen. „Der Junge ſei ein böſer Schelm und ein Kind, ihm jeie nicht
zu glauben.“
Nah ihr wird Maria Fleglerin, 58 Jahr alt, vorgeführt, welche Jörg
Föhrmann denuncirt hatte. Jm erſten Verhöre verneint ſie Alles mit größter
Entſchiedenheit und unter Berufung auf Gott den Dreifaltigen. Jndeſſen
in den 5 weiteren Examen, im Monat November 1641 und im Monat
Juni 1642, (11. bis 30. Juni) bekennt ſie ſi< der Hexerei ſ{uldig,
wie im 6. Verhöre bei Anwendung der Tortur. Complices gibt ſie nur
5 an, darunter Verſtorbene. Sie bekennt fi ſ{huldig mit der Hofbaue-
rin im Spital die 6 Schweine getödet zu haben. Eine von ihr denun-
cirte Margaretha Bidin ift eingezogen morden und hat ebenfalls \ſih
\huldig bekennt.
1642 wird eine Anna Hans Senkeiſen Wittwe , gewöhnlich Fehen-
Haurin genannt , auf Anzeige eines Mädchens Katharina inhaftirt; ſie
betheuert ihre Unſchuld aufs höchſte. Doh das Kind gibt an: dieſe
habe mit der Stumpfin ſie ein Gebet lehren wollen in der Stube, dann
im Stall, ſie ſei aber fortgelaufen. Von dieſem Mädchen wird bemerkt:
Catharina will nichts geftändig fein; macht ein groß Gemäfdh, der-
gleichen von andern nit gehört worden. Das Mägdlein tritt hierauf ab.
Auch die Ausfage des Knaben Dirheimer wird ihr vorgehalten. Sie
weißt dieſe Ausſage zurüd,
Eine Feßlerin wird vorgeführt, welhe ihr ins Angeficht jagt, daß
fie bei Herentänzen und Feldfrüchtenbejhädigung theilgenommen. Jene
negirt : „Gezwungener Eid, ſei Gott leid. Jett ſehe ſie, daß man den
Menſchen Unrecht thue. Sie habe mit dem Teufel nichts zu ſchaffen.
Sagt ferner: Jeſus helfe mir! Wie ſoll ih dann ſagen? Sie kniet nies
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