66 Erſter Theil. Erſtes Buch, Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien.
jegen und Dich nicht laſſen. So kann ih Dir niht Helfen. Wann Du
es fannſt, und wann Du es leiden magſt, ſo will ich heut um 10 Uhr
hinten auf der Gaſſe bei dem Waſchhaus ſtehen bleiben, mit Dir reden ;
oder willſt Du es mir ſchreiben? Geſtern hat man wieder (einen) Theil
vorgehabt. Wann Du kein Papier mehr haſt, dann will ih Dir Papier
hart zuſammendrehen und in das Fläſchlein fleden. Laß es wieder
troden werden; dann es nicht viel naß wird. Jh habe es jchon probirt.
Ah Anna Maria! Wann es wahr wäre, daß Du frei von dem
Laſter wäreſt, und Deine Feind fünnft zu Schanden machen, hätte ih
feine größere Freud auf dieſer Welt ! Laß Dir die 3 Weiber vorſtellen.
J<h habe leider Sorg, Du werdeſt einbüßen müſſen! Gott gebe, daß ih
lüge! Es wird mir oft ſo übel, daß i< niht weiß, mas ich thue vor
Angſt Deinethalben. J<h bitte Gott alle Tag fleißig vor Dih, wenn's
mögli<h wär, daß Dir könnte geholfen werden, wann Du ſhon hinweg-
fommft (erilirt wirft), Das verdrießet mi, daß Du mit den nächſten
Hexen ſollſt gerichtet werden, wenn es wahr iſt.
Hiermit Dich Gott dem Allerhöhſten und allen ſeinen Engeln be-
fohlen! Amen.“
Außer dieſem Brief an ſeine Gattin ſ{hrieb er no< ein kleines
Briefchen : :
An meinen guten Freund Hans Conrad Ußleber zu Wertheim zu Hand.
„Einen guten Tag, Freund Hans Conrad! Es wäre mein freundlich)
Bitt an Euch, Jhr wollet mir iht einmal zu Gefallen thun, wenn Jhr
es könnt , meiner Frau jagen, Herr Jacob will nad) der Predigt zu ihr
fommen. J<h bin geſtern bei ihm geweſen und allerhand mit ihm ges
ſprochen, ihn bezahlt wegen der Leucht-Predigt; und ſoll das Fläſchlein,
wenn ihr es könnt, zum erſten in Acht nehmen. Bitt Euh no<hmal ganz
freundlich, wollet Euh doh meinetwegen ſoviel bemühen , laſſet do< ein
Weil ein Viertel Wein holen, bis wir zuſammen kommen, habe doch
noh einen Trunk drinnen. Hiermit Gott befohlen.
Euer dienſtwilliger
Stefan Shump.”“
Saget meiner Frauen, ſie ſoll ihr
Herz für K. Jacob ausſchütten, wie ih
ihr gejagt habe.
Hiermit endigen die Acten.
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Bei meitem wichtiger und Auffehen erregender war der Proceß gegen
die Eheleute Johann Ho, der alte Kettenwirth genannt, und ſeine
Ehefrau Anna von Wertheim. Jn dem Berichte an die Grafen wird
hervorgehoben, daß ſolche ſchon lange Zeit her, nämlih anno 1629, 1633