Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Siebentes Kapitel. Die freie Reichsſtadt Schweinfurt. 85 
haft genommen, zwiſchen 11 und 12 Uhr Mitternadhts erſchienen, mit 
Gewalt denſelben vom Bette wegnehmen und mit ſi< führen wollen, 
darob Reinhard erſhro>en und um Rettung geſchrien. Der Knecht zwar, 
ſo alle Nacht bei ihm ſ{läft, wie au ein Soldat find dabei geweſen, 
haben Beide no< gewaht, das Schreien und Zittern des Fungen wahr- 
genommen, aber nihts geſehen, vor Entſeyen au<h nichts antworten 
können. Gleihwohl hat der Knecht den Knaben zu ſi< ins Bett genom- 
men, und iſ der vermeintlihe G. Kuhn wieder verſ<hwunden , woraus 
abzunehmen, daß dieſe teufliſhe Verführung niht de nihilo iſt, ſondern 
„daß der ſtarke hölliſche Gewappnete will ſeinen Palaſt feſt bewahren, welchem 
mit Glauben und Gebet ſtark zu begegnen ſein wird.“ 
Auch der Knecht, welcher gewaht, wird am 25. Januar verhört. 
Dieſer , Martin Heißler , beſagt, er wiſſe gar niht, daß der Junge, jo 
bei ihm geſchlafen, Nachts aufgeſtanden ſei, er habe geſchlafen; er wiſſe 
fi) auch keines Wortes zu erinnern, ſo Reinhard, nachdem er vor ihm 
aufgeſtanden, mit ihm geredet habe; wiſſe auh nicht, ob er des Nachts 
aufgeſtanden und weggegangen ſei. Hat daſſelbe damit geſchloſſen und 
das Wenigſte anzeigen können. 
Im Jahre 1644 wird Maria Seuffert, eine Mebgeröftau, Hexerei 
halber eingezogen und eraminirt. Ein mehr Aufjehen erregender Proceß 
beginnt 1665, welcher einen großen Theil der Acten ausfüllt. 
Der Edelmann und Junker Ad. Ulrih von Steinau zu Euerbach 
erhebt beim Rathe und Bürgermeiſter von Schweinfurt Klage gegen 
Marg. Rumelin , Wartfrau , weil ſie ſein neunjähriges Töchterchen , Eva 
Urſula, zur Zauberei verführt habe. Es kommt ihm dabei zu Hülfe die 
freiwillige Ausſage eines 14 jährigen Mädchens, Anna Eliſabetha Bull= 
mann, melde ihrem Dienſtherrn offenbart, daß die Wartfrau auh ſie 
und zwei Mädchen verführt habe. 
Doch will dieſe Denunciantin au< oft zwei Engel bei ſih geſehen 
haben, melche fie getröftet hätten. Die Unterfuhung beginnt am 8. März, 
das Protokoll trägt am Kopfe die Worte: „Heilige Dreifaltigkeit, vor 
dem Teufel uns bewahre.“ Am 9. wird die kleine Eva Urſula ange 
hört, welche alle Fragen bejaht; darauf wird ſie mit Margaretha con- 
frontirt. Lettere läugnet Alles mit großer Feſtigkeit. Die Ausſagen der 
beiden vernommenen Sinder differiren bezüglih des Ortes der Ver- 
führung. 
Das erſtere läßt es in einem Zimmer des Schloſſes, das andere auf 
einer Wieſe hinter dem Schloſſe geſhehen ſein. Am 13. März ſtellt 
F. H. Rauſchert zu Beilsdorf ein Verhör mit dem dritten Mädchen, 
Marg. Gleihmann an unter harter Bedrohung. Unter Weinen ſtellt fie 
  
  
  
  
 
	        
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