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109-200 Meter erhöht, jo würden rund um den Erdball auh
füdlichere Länder Fjorde, die zwiſchen Bergketten in die Thäler
eindringen, aufweiſen. Was ift da die Grundurſache dieſes
geographiſchen Geſezes? Die kalte Periode mag die Schneefelder
in Eisftröme umgeftaltet haben. Auskunft giebt darüber die Karte;
ſie ſagt uns auf das Deutlichſte, daß den Fjorden, dieſen alten
Küſteneinſchuitten, ihre urſprüngliche Form durch den verlängerten
Aufenthalt der Gletſcher erhalten blieb.
Früher als gegenwärtig waren es vorherrſchende weſtliche
und ſüdweſtlihe Winde, welche die nothwendige Feuchtigkeit herbei-
brachten, damit Gletſcher an den atlantiſhen Küſten von Europa
ſich bilden konnten. Das iſt die Urſache des offenbaren Gegenſaßes,
den die brittifchen Snjeln und Island im Vergleich zu den öſt-
lihen an ihren weſtlihen Küſten aufweiſen. In den alten
Küfteneinfchnitten (der Fjorde) hielt fi) das Eis am längſten
auf der Weſtſeite, während es zuerſt auf der Oſtſeite abſhmolz.
Sn Schweden wurden auf ſolhe Weiſe die alten Einſchnitte durh
die Arbeit der Flüſſe und des Meeres erfüllt, aber in Norwegen
\hüßte das Eis die Fjorde und ſchleppte ſogar Felsbruchſtü>ke
zu Moränen bis außerhalb der Fjordmündungen. Das find
die Moränen, ſagt Reclus, welche der Seemaun unter der Be-
nennung Meeresbäuke, Fiſchbänke u. |. w. kennt.
Wenn Reclus auf die Meeresbänke als auf wirkliche Mo-
râänen hinweiſt, ſo iſt das ein Gedanke, der bereits zu der Zeit
Ausdru> fand, als man, mit Sefſtrôm’s Fluth-Theorie vor Augen,
die Streifung der ſkandinaviſchen Felſen als ein beſonderes
„Friktionsphänomen“ behandelte. Hörbye??), welcher die Streifen
auf Karten geſammelt hat, ſpricht es 1857 aus, daß außerhalb
der Küſten die Meeresbänke aus kleineren Geröllen beſtehen und
vielleicht in der Friktionszeit abgelagert find. Von der ſo-
genannten Bank dann, welche, wie einige glauben, an der Mün-
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