Full text: Der Mainzer Dom und seine Denkmäler (1. Band)

  
  
  
  
Baumeister, Bildhauer und Maier gehorsamlich 
gebrauchen lassen soll. Er war also einer von 
diesen niederländischen Universalkünstlern, die 
jetzt überall in Deutschland, wo man endlich 
mitdem Anschluß an die italienische Renaissance 
Ernst machen wollte, begehrt wurden. Sie ver: 
standen es, aus einerin den Niederlanden schon 
gefestigten, durch erneute Fühlung mit Italien 
immer wieder verstärkten Überlieferung heraus 
kenntnisreich und geschmackvoll echte, „rich 
tige‘ Hochrenaissance zu bringen, vornehm, 
reich, prächtig, festlich. Das war es, was ihre 
fürstlichen Auftraggeber, die sich beeilten, der 
eben errungenen landesherrlichen Unabhängig» 
keit den entsprechenden Ausdruck zu geben, 
begehrten. Kurfürst Daniel hatte große Pläne. 
Offenbar ist Georg Robyn schon im Hinblick 
auf die neue Hofkirche, die nahe beim Kur- 
fürstlichen Schloß entstehen sollte, angestellt 
worden. Seit 1580 spätestens erhob sich, bald 
ehr im Wetteifer mit der Universitätskirche in 
Würzburg, der Neubau, St. Gangolf geweiht, 
über dem Boden. Er war ein Werk des Georg Robyn (abgerissen 1914); und die große Frage, die 
uns hier näher angeht, ist diese: wie weit war der Künstler auch an der Ausstattung der Kirche 
selber mit beteiligt? Aus St. Gangolf stammen nämlich drei Sitzreihen eines großartigen Chor- 
gestühls, die in den Dom gerettet wurden, wo sie heute in der sogenannten Kapitelstube verwahrt 
werden (Tafel 215 ff.). Die prachtvollen Schnitzereien verraten einen Künstler, der sich die Werke 
Michelangelos recht genau angesehen hat. Schon die flach geschnittene Dekoration im Florisstil an 
den Pilasterfüßen der Rückwände ist durchsetzt mit kräftigen Kinderkörpern. Erst recht herrscht an 
den Füßen, Wangen und Miserikordien des Gestühls die Figur. Reich und im Hin und Her der 
Glieder gegensätzlich bewegte Putten, große Figuren, Tierleiber und »köpfe, allerlei Misch- und 
Fabelwesen, hier zu Figurenketten zusammengeschlossen, dort zu Gruppen locker geordnet, zeigen 
immer neu die Freude an der plastischen Form, die hier das Dekorative weit überwiegt. Vor- 
treffliche Kenntnis der ganzen Körperwelt, frisch gestaltende Phantasie und die Kunst eigentümlich 
dunkel:schwerer Beseelung haben hier ein Ganzes von unvergleichlichem Reiz geschaffen. Ist dies 
Ganze nun wirklich von Georg Robyn? Leo Bruhns hat das sehr wahrscheinlich gemacht, freilich 
auch hinzugefügt, der Niederländer komme doch wohl nur für den Entwurf in Betracht, aus- 
geführt könne das Gestühl etwa von Jakob Major sein. 
7 Bruder Georgs, Johann Robyn, schreibt Bruhns mit guten Gründen den Entwurf des 
Denkmals der Familie von der Gabelentz zu (Tafel 145); ausgeführt hätte es Erhard Barg. 
Wenn der Stil des Chorgestühls mit seinem Figurengedränge, mit der starken körperlichen 
30 
Bew: 
den] 
gegli 
Aufl 
zur 
glied 
treff 
Ausl 
gebe 
Schn 
Figu 
bede 
lichk 
ende 
das ı 
lich 
klass 
Don 
ganz 
Ypeı 
beid 
ihm 
Epit 
noch 
so 1: 
Brul 
Man 
Schn 
es Si 
flüss 
dem 
Figu 
frem 
groß 
sage: 
stark 
Verä
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.