Full text: Pommern zur Zeit Otto's von Bamberg

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In der Pfalz wird Gericht gehalten, doch nicht hier aus- 
Ichließlich; aud im heiligen Hain und an andern Orten ver- 
jammeln fich Schöffen und Gemeinde, bald unter VBorfit des 
Herzogs, bald unter dem eines Burggrafen oder Herzoglichen 
Machtboten, welchem Leitung der Verhandlung wie VBollftredung 
der Strafe obliegt. Das Necht finden die Schöffen, doch darf 
die Gemeinde es ſchelten. Als Beweismittel gilt nur der Eid, 
gejchworen unter Bäumen, am Quell, beim Steine. Die deutſche 
Feuerprobe ſcheint ungekannt. (S. 7.) Eben ſo wenig find 
Lebens- und Leibesſtrafen üblich. „Bei den Chriſten“ entgegnen 
die Stettiner dem Biſchof „giebt es Diebe und Räuber: man 
haut ihnen die Füße ab und blendet ſie; alle Art Verbrechen übt 
Chriſt wider Chriſt: ſolche Religion ſei ferne von uns!“ Im 
Wendenlande bewahrt man Kleider, Gold und Werthſachen in 
offenen Truhen und Kaſten; man findet weder Schloß und Riegel, 
noh Diebſtahl und Rauh. Das Gericht erkennt nur in ſeltenen 
Ausnahmen auf Tod, gewöhnlih auf Buße an Hab und Gut 
oder an Freiheit: der nicht zahlungsfähige Schuldner wird auf 
ein Bund Stroh gelegt, vor verfammelter Landgemeinde von 
demjelben heruntergemorfen und dem Gläubiger zur ewigen 
Knechtſchaft überwieſen. 
Indeß ſtammen die Unfreien im Lande nur zum geringeren 
Theil aus dem eigenen Volk, obwohl Rache und Feindſchaft als 
heilige Pflicht von Vater auf Sohn ſich vererbt. und die Fehden 
niemals raſten. Die Sklaven ſind überwiegend Fremde, denn 
dem Wenden gilt rechte und ſ{<ußlos, wer niht zu ſeinem 
Volke gehört; nur in Handelsſtädten wird der auswärtige Händler 
gelitten. 
Doch iſt das Gaſtrecht hochheilig. Nicht zu erbitten braucht 
es der Wandrer: in Stettin — und gewiß niht bloß dort — 
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