Full text: Pommern zur Zeit Otto's von Bamberg

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hat jedes Haus ein eigenes Gemach, wo Speiſe und Trank auf 
ſauber gede>tem Tiſch für jeden, der ankommt, bereit ſteht. Als 
Otto's Sendboten, Udalrich und der Dollmetſcher Albwin, in die 
„großgaftige" Wolgaft einziehn, nimmt die Frau des Burgherrn ſie 
ehrenvoll auf, wäſcht ihnen die Füße, de>t ihnen den Tiſh und 
erquictte ſie mit reihlihem Mahl; aber als fie hört, daß fie alö 
Prediger des Evangeliums kommen, erſhri>t ſie zum Tode, weil 
die Häupter der Stadt dieſe zu tödten beſchloſſen, und bricht aus 
in die ſchmerzliche Klage: „mein ſtilles und friedliches Haus war 
ſtets gaſtlih gegen jeden kommenden Fremden, und jeßt foll es 
mit Eurem Blute befle>t werden! Hat Einer der Dberen Euren 
Eingang bemerkt, ſo wird man dad Haus in dieſer Stunde 
umlagern, und, liefre i<h Euch niht aus, mich Arme mit allen 
den Meinen verbrennen.“ Dennoch rettet die Ware die Fremden: 
Roſſe und Gepäd derſelben wird durch ihre eigenen Knechte aus 
der Stadt auf ihre Güter geſchafft, ſie ſelbſt drei Tage im oberen 
Theil des Hauſes verborgen und das erregte Volk mit der Noth- 
lüge abgewieſen, die Wandrer ſeien ſhon weiter gezogen. 
Um der Gaſtlichkeit willen allein wird Diebſtahl verziehen; 
wer ſie verſagt, iſt verachtet, ſein Haus wie ſein Hof verfallen 
dem Feuer. Doch ſ<hüßt au< fie nicht immer vor Neberwälti- 
gung und Knechtſchaft, denn’ der Menich gilt vor allem als 
werthvolle Waare, und um ſie zu gewinnen ruhen nimmer die 
Heerzüge zu Waſſer, zu Lande, die Fürſt wie Volk, Edle wie 
Bürger der Stadt unternehmen. Als Otto zur Weihung der 
Kirche nah Güßkow kommt, liegt eine Menge Gefangner dort 
bei Mizlav, dem Burgherrn, in Banden; auf Mahnung des 
Biſchofs giebt er erſt die Chriſten, dann auch die übrigen frei, 
aber im Widerſpruch mit der gegebenen Zuſage behält er den 
Sohn eines Däniſchen Edlen im unterirdiſchen Gewahrſam heim- 
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