tt
13
hat jedes Haus ein eigenes Gemach, wo Speiſe und Trank auf
ſauber gede>tem Tiſch für jeden, der ankommt, bereit ſteht. Als
Otto's Sendboten, Udalrich und der Dollmetſcher Albwin, in die
„großgaftige" Wolgaft einziehn, nimmt die Frau des Burgherrn ſie
ehrenvoll auf, wäſcht ihnen die Füße, de>t ihnen den Tiſh und
erquictte ſie mit reihlihem Mahl; aber als fie hört, daß fie alö
Prediger des Evangeliums kommen, erſhri>t ſie zum Tode, weil
die Häupter der Stadt dieſe zu tödten beſchloſſen, und bricht aus
in die ſchmerzliche Klage: „mein ſtilles und friedliches Haus war
ſtets gaſtlih gegen jeden kommenden Fremden, und jeßt foll es
mit Eurem Blute befle>t werden! Hat Einer der Dberen Euren
Eingang bemerkt, ſo wird man dad Haus in dieſer Stunde
umlagern, und, liefre i<h Euch niht aus, mich Arme mit allen
den Meinen verbrennen.“ Dennoch rettet die Ware die Fremden:
Roſſe und Gepäd derſelben wird durch ihre eigenen Knechte aus
der Stadt auf ihre Güter geſchafft, ſie ſelbſt drei Tage im oberen
Theil des Hauſes verborgen und das erregte Volk mit der Noth-
lüge abgewieſen, die Wandrer ſeien ſhon weiter gezogen.
Um der Gaſtlichkeit willen allein wird Diebſtahl verziehen;
wer ſie verſagt, iſt verachtet, ſein Haus wie ſein Hof verfallen
dem Feuer. Doch ſ<hüßt au< fie nicht immer vor Neberwälti-
gung und Knechtſchaft, denn’ der Menich gilt vor allem als
werthvolle Waare, und um ſie zu gewinnen ruhen nimmer die
Heerzüge zu Waſſer, zu Lande, die Fürſt wie Volk, Edle wie
Bürger der Stadt unternehmen. Als Otto zur Weihung der
Kirche nah Güßkow kommt, liegt eine Menge Gefangner dort
bei Mizlav, dem Burgherrn, in Banden; auf Mahnung des
Biſchofs giebt er erſt die Chriſten, dann auch die übrigen frei,
aber im Widerſpruch mit der gegebenen Zuſage behält er den
Sohn eines Däniſchen Edlen im unterirdiſchen Gewahrſam heim-
(437)