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Unfreien ihrem Herrn wie dem Herzog; ſonſt aber ſtehen fie
nicht zurüd hinter dem niederen Freigebornen, ja ſie ziehn mit
dieſem zu Fuß in den Krieg und führen gleich ihm Speer und
Schwert, Streitaxt und Schleuder.
An der Spite der Krieger ſtehen die Edlen, nobiles,
principes, barones und als Führer des Fußvolks aus ihrem
Kreiſe zuppani d. i. Kreishauptleute genannt. Ihnen gehört
zum großen Theil der Boden, den der Bauer beſtellt; ſie walten
in den Veſten, üben das Recht im Burgward; fie berathen auf
den Herrentagen und faſſen hier nah Mehrheit der Stimmen
Beſchlüſſe; fie rü>en zu Pferde ins Feld, nicht im jchweren
Panzer, nicht mit dem Knappengefolge des deutſchen Ritters,
wohl abex mit einem Aufgebot berittener Hinterſaſſen, das man
nicht nad) den Mannen, fondern na<h den Roſſen zählt; der
Einzelne wohl mit dreißig und mehr.
Aus dem Adel hervorgegangen, aber hoch über ihm ſteht der
Herzog. Er ift der Oberherr des geſammten Bodens: nur mit
ſeiner Genehmigung veräußern Glieder des Fürſtenhauſes wie
Edle von ihrem Befißthum. Ihm gehören die Velten, ihm die
unbebauten Streden, Landftraßen und Ströme, ihm das geftran-
dete Gut, ihm die Salzquellen, deren Nußung: er ſelbſt auf
den Gütern des Adels nur gegen täglichen Zins verſtattet, ihm
Krüge und Märkte wie die Bienen des Waldes: ihm entrichtet
auch der adlige Bauer das Hufenkorn, der Häusler das Grund-
geld, der Reiſende die Zölle von Straßen, Brücken und Däm-
men, der Händler vom Markt; von allen erhebt ſie der Krugwirth.
Für den fürſtlihen Haushalt liefert der Bauer Korn, Mehl,
Honig, wie Pferde, Rinder und Schweine nebſt Futter; für die
Jagden des Herzogs beköſtigt er Hunde und Führer, bewacht die
Brut des Edelfalken, giebt den Unterhalt für das Gefolge, ſchafft
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