EEE
16
Zelte und Jagdgeräth von einem Ort zum andern. Denn un-
ſtät und ruhelos verrinut dem Landesherrn das Leben: bald zum
edlen Weidwerk, bald zu ernftem Dinge, zur Landesgemeinde,
zum Herrentag zieht er Jahr aus Jahr ein umher, hier die Grenzen
ſchirmend, dort Fehden ſchlihtend oder des Rechtes wartend, \tets
umgeben von edlem Gefolge, das oft nah Hunderten zählt.
Zum Adel gehört auch der Prieſter, ſelbſt wenn er in
niedrem Stande geboren. Er beräth mit auf dem Herrentag,
ſißt oft mit dem Fürſten zu Gericht; auf Rügen ift Svantevits
Oberprieſter, ob die Landesgemeinde ihn einſeßt, höher geehrt als
der König; von feinem Spruc, hängt König und Volk ab, er
uur vom Zeichen des Gottes, zu. deſſen Ehren er Haupthaar
und Bart ungeſchoren läßt und das weiße Gewand trägt. Allein
des Prieſters Mund kündet den Willen der Gottheit; nur er
wirft die zukunftkündenden Looſe und trinkt vom Blute des Opfers
thiers, zu exfennen, was den Gott erzürnt und wie man ihn fühne.
Ueber dieſer ideellen Macht gewährt ihm das Amt auch
realen Gewinn. Haine, Felder, Gebäude ſind ſeinem Gotte ge-
weiht, und ſein Tempel ermangelt nicht liegender Güter. Svan-
tevits Heiligthum unterhält beſtändig 300 Reiter, und dieſe ziehn
aus auf Beute: was ſie heimbringen, gehört ihrem Gott. Von
jedem ſeiner Bekenner empfängt Svautevit den dritten, Triglav
den zehnten Theil alles deſſen, was er auf ſeinen Raubfahrten
gewinnt. Auch von anderm Erwerb fehlt es nicht an Steuern
und Zins.
Die Religion des Pommerſchen Landes iſt eigen gemiſcht,
wie ſeine Bewohner. In grauer Vorzeit hatten germaniſche
Stämme bis öôſtli<h der Weichſel geſeſſen. Die friegsmuthigen
ihrer Männer, von Ruhm und Goldſchaß gelo>dt, waren mit
Weib und Kind gen Weſten und Süden gezogen und hatten
(440)