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fich in den geſegneten Ländern des Römerreichs niedergelaſſen.
Die daheim gebliebenen ſchwächeren wurden wendiſchen Kriegern
aus den öôſtlihen Nachbarlanden zur Beute und nahmen deren
Sprache, Sitten und Lebensgewohnheiten an. Aber lange wohnten
die Slaviſchen Götter der neuen Gebieter friedli<h neben den
deutſchen des dienenden Volkes. Noch im zwölften Jahrhundert
wird Stein und Quell, Nußbaum und Eiche göttlich verehrt,
daneben Waffen und Kriegsgeräth, wie Gerovits unantaſtbarer
Schild in Wolgaſt, in Wollin die alte verroſtete Eiſenlanze im
Säulenſchaft, die ihren Verehrern als Hort der Stadt und
Zeichen des Sieges gilt und ihnen deßhalb um 50 Mark Silber
nicht feil iſt; auderwärts hölzerne Pfähle, mit Helm und Panzer,
mit Waffen behängt, und Fahnen, welde als Götter dem Heere
voranziehn. Daneben Götterbilder in Menge, große und fleine,
private und öffentliche, meiſt von Holz, zum Theil verfilbert, ver=
goldet, manche ganz golden oder aus Erz. Niejengroß ſind die
Götterbilder im Güßfkower Tempel, von Meiſtern der Schnißkunſt
erhaben gearbeitet, von unglaublicher Schönheit; viele Paar
Ochſen können ſie kaum von der Stelle bewegen. Von Gold iſt
das Triglavbild, welches die Prieſter nah Bekehrung Wollins in
die Provinz entführen, in einen ausgehölten Baumſtamm bergen
und der Hut einer Wittwe befehlen; vergebens ſendet der Biſchof
feinen der Landesſprache kundigen Gefährten Hermann aus, es zu
holen: zwar gelangt dieſer in Wendentracht zu feinem Berfted,
die Hüterin vergöunnt ihm den Zutritt, weil er dem Gott für
gnädige Errettung aus Sturmesnoth opfern wolle, und heißt ihn
ein Silberftü in die Oeffnung des Baumes werfen; aber als
er das Bild nun los machen will, erweiſt ſih die Fügung zu feſt,
und um wenigſtens etwas zu thun, ſpeit er dem unlöslihen Gößen
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