Full text: Pommern zur Zeit Otto's von Bamberg

  
  
Die Form der Tempel ift einfach. Vier Pfoſten, dur< Vor- 
hänge oder bretterne Wände verbunden, über ihnen das farbig 
— in Arcona dunkelroth — getünchte Holzdach, umgrenzen den 
Kaum, der fich oft in Heiligthum und Allerheiligſtes ſcheidet, 
Die Wände zieren von außen, bisweilen auch im Innern, eine 
geſchnittene Bilder von Göttern und Göttinnen oder vortretendes 
Schnitzwerk, Darſtellungen von Menſchen, Vögeln und anderen 
Thieren, forgfältig gearbeitet, ſo daß es ſcheint, als ob fie athmen 
und leben, bemalt mit dauernden Farben, denen niht Regen noh 
Schnee die Friſche raubt. 
Die Götter walten über der Wohlfahrt der Einzelnen wie 
der Geſammtheit. Shre Gnade wird durch Gaben gewonnen. 
Man jebt ihnen täglich zur Dämmerftunde Speife und Trank 
in foftbaren Schüffeln und Bechern vor, weldye die Priefter natür- 
li leeren; man opfert ihnen vom Erwerb der Arbeit. Am liebſten 
empfangen fie Gold und Silber, entweder ſo wie es erbeutet 
wourde, oder kunſtreich verarbeitet zu Miſchkrügen, Trinkhöruern, 
oft mit Edelſteinen und Perlen verziert, oder zu Bechern, Blas- 
inſtrumenten, Dolchen, Meſſern und andrem Geräth. Doch als 
höchfte Gabe gilt es, wenn der Menſch fich ſelbſt an die Luſt des 
irdiſchen Daſeins rüchaltlos hingiebt. Am heiligen Feſt des 
Gottes darf nicht fehlen die Zither des Spielmanns, Geſang und 
Tanz, Spiel und Mummenſchanz, ſhwelgendes Mahl und Klang 
der gottgeweihten Becher; der wüſte Subeljchrei des Zrunfnen 
fennzeihnet den Frommen, Mäßigkeit wird zum Frevel. 
Leicht verkehrt fi<h die Gunſt der Götter in Zorn, wenn der 
Menſch ſi< mit Schuld belaſtet; nur Triglav ſieht niht die 
Sünde ſeiner Verehrer, denn Augen und Lippen find ihm ges 
de>t mit goldenem Bund. Der Schuldige aber bedarf der 
DE (443) 
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