La Rabida um ein Stüdchen Brod bat, war Chriſtoph
Columbus.
Nicht leicht giebt es in der Geſchichte einen bekannteren
Namen als dieſen; ihm war es vergönnt, was wenigen Sterb-
ſichen beſchieden iſt, nicht bloß die Pforten einer neuen un-
bekannten Welt vor den erſtaunten Zeitgenoſſen aufzuſchließen,
ſondern die Menſchheit ſelbſt in eine neue Epoche ihrer Entwicklung
einzuleiten. Von allen Entde>kungen, die im Laufe der Jahr:
hunderte gemacht worden ſind, iſt ſeine bei weitem die wichtigſte,
bedeutungsvollſte, folgenreihſte geweſen, von der Oberfläche des
Planeten, den wir bewohnen, ift die bisher verborgene Hälfte dadurd,
entfchleiert worden; e8 giebt fein Gebiet des Wiljens, feine Seite ber
menjchlichen Thätigfeit, welche nicht durch die Entdedung Amerita’s
neue Anregung erfahren hätte. Noch heute zehren wir an den
Folgen jener erſten Fahrt von 1492 und allen werdenden Ge-
ichlechtern kommt dieſelbe zu Gute. Von jener welthiſtoriſhen
Fahrt datirt mit Recht der Anfang der „neuen Zeit" und dod —
arm und verlaſſen iſt der Entde>ker der neuen Welt am
21. Mai 1506 ?) in Valladolid geſtorben ; von ſeinen Zeitgenoſſen
wurde Columbus empfindlih gequält, und in alten und neuen
Tagen hat man ſi<h Mühe gegeben, ſein Verdienſt zu ſhmälern,
ſeine That als etwas unbedeutendes darzuſtellen und den Kranz,
der erfte zu fein, welcher den jungfräulichen Boden Amerika's
der Welt erſhloß, ihm vom Haupte zu reißen, und ſeitdem die
Unwiſſenheit eines Deutſchen, des Schulmeiſters Walhemüller ®)
dem neuentde>ten Braſilien den Namen Amerika beigelegt hatte,
trägt die neue Welt niht einmal den Namen deſſen, der ſie ge-
funden, ſondern deſſen, der ſie zuerſt beſchrieben hat. Bei dieſem
Widerſtreit der Parteien liegt die Frage nahe: Nicht blos, wie
fid) alles ereignet, ſondern wie groß der geiſtige Gehalt des
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